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Längst haben wir uns daran gewöhnt, dass nicht nur Männer Frauen, sondern auch Frauen Männer ansprechen. Dennoch – zwischen beiden Geschlechtern bestehen eine Reihe subtiler Unterschiede. Mausern Sie sich mit Egonet zum Frauenversteher bzw. zur Männerdurchschauerin.

Das Wort Flirt stammt von dem französischen Wort „fleureter“ ab, es bedeutet „umschmeicheln, den Hof machen“. Seit etwa 1890 verwenden die Engländer es in der Form „to flirt“ in seiner heutigen Bedeutung. In den letzten Jahren haben die Forscher das Flirten genauer unter die Lupe genommen. Wir fassen für Sie zusammen, was sie herausgefunden haben.

Das Aussehen: Dass Männer ebenmäßige, kurvenreiche, nicht zu schlanke Frauen bevorzugen, ist allgemein bekannt. Aber auch Frauen gehen nach dem ersten Eindruck. US-Forscher zeigten ihnen Männerfotos. Einige Männer kamen dabei zweimal vor – mal in Jeans und T-Shirt und mal im eleganten Jackett. Bei der Frage, mit wem sie ausgehen würden, wählten zahlreiche Frauen den Mann im Jackett. Der gleiche Typ im T-Shirt kam dagegen nicht in die engere Wahl.

Ein zweites Merkmal ist Körpergröße. Männer unter 1,80 Meter sind bei Partneragenturen praktisch nicht zu vermitteln. Große Männer wirken auf Frauen zugleich attraktiver. Das zeigte folgendes Experiment. Man zeigte Frauen Fotos von verschiedenen Männern und bat sie, deren Attraktivität und Körperhöhe einzuschätzen. Das Ergebnis: Männer, die sie als attraktiv bewerteten, hielten sie auch für größer als sie tatsächlich waren. Weniger attraktive Kerle hielten sie dagegen für kleiner.

Die gute Nachricht, wenn Sie nicht mit übermäßiger Schönheit gesegnet sein sollten: Durch selbstbewusstes Auftreten und Kleidung können Sie Nachteile beim Aussehen ausgleichen. Auch als Frau. Mit eleganter Kleidung, die einem höheren sozialen Status entspricht, werden Sie attraktiver.

Der Blick: Große Pupillen verraten Interesse. Beide Geschlechter finden das sympathisch. Forscher legten Fotos zur Beurteilung vor. Die gleiche abgebildete Person erhielt mehr Sympathiepunkte, wenn auf dem Foto durch ein Bildbearbeitungsprogramm die Pupillen künstlich vergrößert wurden. Außerdem entdeckten die Forscher noch folgende Fakten:

  • Hat die Frau Interessen an einem Mann, blickt sie ihn innerhalb von maximal drei Sekunden kurz an. Allerdings ist der erste Blick kein sicheres Indiz: viele schauen nur aus bloßer Neugier. Männer können das aber nicht unterscheiden. Männer verstehen einen weiblichen Blick fast immer als Flirtauftakt.
  • Je schneller es zum ersten Blick zwischen beiden kommt, desto sympathischer findet sie ihn.
  • Je länger es bis zum ersten Blick dauert (mehr als drei Sekunden), desto geringer ist ihre Bereitschaft, sich auf Kontaktversuche einzulassen.
  • Schaut sie mehrmals zu ihm hin und wieder zur Seite, flirtet sie – oft unbewusst. Je kürzer Blickpausen, desto höher ihr Interesse.
  • Schaut der Mann zuerst, vermutet sie bei ihm eine hohe Kontaktbereitschaft. Hat sie kein Interesse, reagiert sie mit Panik oder Ärger im Blick. Schaut sie ablehnend, ist ihre Mimik starr, schaut sie auffordernd, ist die Mimik beweglich. Manche Männer versuchen trotz negativer Signale ihr Glück, und ernten eine Abfuhr.

Frauen sind generell die Aktiveren, was Blickkontakte betrifft. Jeder ihrer Blicke, egal ob interessiert oder ablehnend, steigert seinen Mut, sie anzusprechen. Das liegt auch daran, dass Frauen selbst bei Abscheu keine eindeutige Ablehnung ausstrahlen. Da sie höflicher und konfliktscheuer sind als Männer, ist ihr kühler Blick oft durch ein beschwichtigendes Lächeln gemildert, was Männer ermutigt.

Ein Blick und ein Lächeln dauern maximal vier Sekunden, danach schaut man zur Seite, bevor man einen erneuten Blick riskiert. Dauern Blick und Lächeln fünf Sekunden und länger sind die künstlich aufgesetzt. Auf Frauen wirken längere Männerblicke bedrohlich (Drohstarren). Sie fühlen dann Panik in sich aufsteigen und neigen zur Flucht.

Das erste Lächeln einer Frau beim Flirt strahlt eine Mischung zwischen Verlegenheit und Reizen aus. Jedes andere weibliche Lächeln deutet eher auf Nervosität, Angst oder einfach gute Laune hin. Männer wirken attraktiv, wenn sie lächeln, aber Abstand wahren.

Ansprechen: Männer haben mehr Angst vor dem ersten Satz als vor dem folgenden Smalltalk. Zu Unrecht, denn die erfolgreichsten ersten Sätze sind erstaunlich banal. Das anschließende Gespräch stellt ein größere Hürde dar. Viele Männer neigen da zu prahlerischen Monologen der überhöhten Selbstdarstellung. Sie fühlen sich im Wettbewerb mit anderen Männern.

In einer österreichischen Studie begnügten sich zwei Drittel der Männer beim Erstkontakt erfolgreich mit drei banalen Sätzen:

  • Haben Sie Feuer bzw. eine Zigarette?
  • Darf ich Sie zu einem Getränk einladen?
  • Haben wir uns nicht schon einmal gesehen?

Ein Mann als Jogger im Wiener Park hielt neben attraktiven Frauen und lud sie ein: „Fürs erste hab ich genug, begleiten Sie mich auf einen Tee zur Erholung?“ Jede zweite nahm die Einladung an.
In einer US-Studie von 1978 reagierten 63 Prozent der Frauen positiv auf den Satz „Hi, having a good time?“
„Hallo, ich heiße Erik, und du?“ verknüpft Begrüßung, Vorstellung und eine eingebaute Frage. Mehr als fünfzig Prozent der so Angesprochenen beantworten sie.
Frauen bevorzugen diese Form der indirekten Annäherung – und zwar um so eher, je freundlicher und zugleich unaufdringlicher der Mann fragt.
Auch die direkte Annäherung hat gute Chancen: „Hallo, ich würde dich gern kennenlernen.“
Am schlechtesten kommen „geistreiche“ Sprüche an: „Deine Augen strahlen so hübsch. Darf ich sie mir länger anschauen?“ Frauen vermuten dahinter eine Masche, die der Mann am laufenden Band benutzt.

Wenn Frauen das Gespräch eröffnen, sind die Chancen auf eine positive Reaktion des Mannes sehr hoch. Ihre Einleitungsfrage wirkt auf ihn wie ein Appell an seine ritterliche Hilfsbereitschaft – sogar dann, wenn sie nur nach der Uhrzeit fragt.

Der erste Smalltalk: Der Mann neigt – wie schon gesagt, –zum prahlerischen Monolog. Ist die Frau allerdings sehr attraktiv, lehnt er sich weniger aus dem Fenster. Er hält sie für kritischer. Auf Frauen wirken Männer sympathisch, die intelligente Fragen stellen. Weiß der nach seinem Einleitungssatz nicht so recht, wie er sie in ein längeres Gespräch ziehen soll, sinken seine Sympathiewerte. Auf banale Einleitungssätze antworten viele Frauen – aber erst wenn er in der folgenden Minute darauf ein Gespräch aufbauen kann, hält sie ihn für bemerkenswert. Fragt er viel, ohne in einen Verhörstil abzugleiten, wirkt er auf sie interessiert und damit automatisch attraktiver. Stellt sie selbst ebenfalls interessierte Fragen, ist das Eis gebrochen. Bleibt sie einsilbig, verstehen viele Männer das als Aufforderung, entstehende Pausen durch eigene Monologe zu füllen – haben aber längst verloren. Mehr Informationen über die besten Themen und das Wie des Smalltalk finden Sie in unseren Beiträgen Small Talk Die Kunst der leichten Konversation, Die Kunst des Smalltalk Neues aus der Welt der kleinen Plauderei und mit allen Details in dem Buch „Die Kunst des Smalltalk“ unseres Autors Frank Naumann.

Ein gelungener Smalltalk erlaubt den Vorschlag, sich erneut zu verabreden, um das interessante Gespräch fortzusetzen.

Falls Sie schüchtern sind: Forscher haben herausgefunden, dass aufdringliche Anbaggerer – die „Hey-ich-bin-der-Größte“-Typen – viel negativer ankommen als zurückhaltende Menschen mit Hemmungen. Das sollte Ihnen Mut machen, mal mit einem „Hallo, ich bin …, und wer bist du?“ über Ihren Schatten zu springen.

Mehr Hintergrundinfos bieten folgende Bücher:
Karl Grammer: Signale der Liebe. Deutscher Taschenbuchverlag München 1995.
Brigitte Bösenkopf: Lust am Flirten. Das Spiel mit dem Augenblick.
Verlag Carl Ueberreuter, Wien 1997.

Veröffentlicht im Juni 2005 © by www.berlinx.de

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