Die Kunst, Menschen für sich einzunehmen
Warum fliegen manchen Menschen alle Herzen zu, während andere auf Abstand gehalten werden, obwohl sie sich bei näherer Bekanntschaft also genauso vertrauenswürdig erweisen würden? Hier ist unsere Antwort.
Beliebtheit ist eines der großen zwischenmenschlichen Rätsel. Zwei Personen können gleich kompetent sein und über die besten Umgangsformen verfügen – warum ist die eine beliebt, aber die andere nicht? Wir sprechen von „instinktiver“ Zuneigung oder Abneigung. Mit „Instinkt“ umschreiben wir, dass wir die Gründe nicht verstehen. Egonet möchte den Schleier ein Stück lüften und Ihnen zeigen, wie Sie den Grad Ihrer Beliebtheit steigern können.
Viele Kontakte. Stellen sie sich einen Bekannten vor, den Sie nicht besonders mögen. Stellen Sie sich weiterhin vor, er kenne 100 Leute. Wie Sie können ihn weitere 95 nicht besonders leiden. Nur bei vier Menschen ist er wirklich beliebt. Ein anderer kennt nur drei Leute gut, aber die mögen ihn alle. Wer ist beliebter? Der zweite mit nur drei Freunden ist zu hundert Prozent beliebt. Der erste ist nur zu vier Prozent beliebt, aber er hat einen Freund mehr. Es gilt das Gesetz der großen Zahl: Wer viele Kontakte unterhält, wird mit Sicherheit ein paar Menschen kennenlernen, bei denen er beliebt ist.
Hilfe! Wer anderen hilft, erntet Dankbarkeit. Wer sich helfen lässt, erntet Beliebtheit. Wir mögen Leute, die unsere Hilfe annehmen. Denn das Gefühl, anderen nützen zu können, schmeichelt unserem Selbstwertgefühl. Wir fühlen uns nützlich, kompetent und anerkannt. Wir mögen Menschen, die uns bestätigen, dass wir ihnen überlegen sind – zumindest für den Moment, als sie unsere Unterstützung empfingen.
Sich belehren lassen. Wenn Ihnen das nächste Mal jemand die Welt erklären will, hören Sie interessiert zu, auch wenn Sie es besser wissen. Wenn Sie Einwände vorbringen wollen, beschränken Sie sich auf die vorsichtige Frageform: „Warum glaubst du, dass …“ Oder: „Ich habe aber gehört, Forscher hätten herausgefunden …“ Wer widerspricht, macht sich unbeliebt, egal wer Recht hat. Wenn Sie dagegen nicken, signalisieren Sie, dass Sie zuhören und verstanden haben. Das bedeutet nicht unbedeingt, dass Sie zustimmen. Sie lassen dem anderen seine Meinung. Wer bereit ist, sich belehren zu lassen, ist ein beliebter Gesprächspartner.
Durchschnitt schafft Vertrauen. Wer außergewöhnlich schön ist oder über seltene Talente verfügt, ragt aus dem Durchschnitt heraus. Das verschafft dem Glückspilz Aufmerksamkeit auf seinem Weg nach oben. Am beliebtesten ist jedoch, wer so ist wie die große Masse. Lässt man Versuchspersonen Fotos von Fremden beurteilen, so zeigt sich: Nicht die besonders schönen, sondern die durchschnittlichen Gesichter weckten das meiste Vertrauen. Wir vertrauen Menschen am meisten, die so ähnlich sind wie wir selbst. Da Extreme selten, die Mehrheit aber eher durchschnittlich ist, genießen die Durchschnittlichen das meiste Vertrauen.
Berechenbar sein. Beliebt sind Menschen, bei denen Sie wissen, woran Sie bei ihnen sind. Sie wissen, was Sie von ihnen erwarten dürfen und was nicht. Solchen Menschen vertrauen wir, weil wir bei ihnen keine bösen Überraschungen erleben werden. Sie müssen also nicht dauernd eine glatte langweilige Fassade zu zeigen. Sie dürfen impulsiv sein und Ihre Marotten ausleben. Wichtig ist nur, dass Ihre Bekannten Ihre Marotten kennen und sich darauf einstellen können.
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Mehr Informationen bietet Ihnen unser Autor in seinem Taschenbuch:
Frank Naumann: Die Kunst der Sympathie. Die selbstbewusste Art, sich beliebt zu machen. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek 2007, € 8,99
veröffentlicht im April 2015 © by www.berlinx.de
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