Warum so viele Beziehungen scheitern

Verliebt, vereint – verlassen. Über neunzig Prozent aller Bezie­hungen verlaufen nach diesem Muster. Warum kommt die ewige Liebe fast nur noch in Filmen vor? Gibt es noch Chancen auf ein dauer­haftes Glück?

Schmetterlinge im Bauch gelten als das schönste Gefühl der Welt. Wer möchte nicht für immer  mit einem geliebten Menschen vertrauensvoll verbunden leben? Zwei, die dasselbe denken und fühlen. Aufregender Sex, romantischer Urlaub, eine glückliche Familie gründen … Das müssten zwei hochmotivierte Menschen mit Vernunft doch hinkriegen? Warum gelingt es nicht? Und wenn wir schon scheitern – warum lernen wir nicht daraus und machen es beim zweiten Mal besser?

Die erstaunliche Antwort lautet: Die meisten Ex-Paare  kennen die Gründe für ihr Scheitern nicht. Das beweisen Umfragen. Auf die Frage, warum sie sich trennen würden, antwortet die Mehrheit: Wenn der Partner fremd geht. Es folgen: Wenn der Partner mich bestiehlt oder auf andere Weise hintergeht.

Fragt man nach den Gründen für tatsächlich erfolgte Trennungen, rangiert Fremdgehen mit 21 Prozent nur auf Rang 6. Die meisten sagen: „Wir haben uns auseinander gelebt“ oder „Wir waren zu unterschiedlich“.

Zu Anfang hatte die frisch Verliebten ihre Verschiedenheit nicht gestört. Im Gegenteil, sein Anderssein bot mir einen besonderen Reiz. Nach wenigen Monaten verwandelten sich seine liebenswerten Macken in nervige Marotten, die es zu bekämpfen galt. Aus Neckereien wurde Streit. Bis einer das Handtuch warf: Es hat keinen Sinn, trennen wir uns.

Neuer Partner, neues Glück. Neue Enttäuschung, neue Trennung. Bis man seine Ansprüche herunterfährt und mit einem Partner ein halbwegs funktionierendes Arrangement findet. Doch auch das ist keine Garantie für Dauer. Sind die Kinder aus dem Haus, trennen sich erneut viele Paare. 2009 lag das mittlere Scheidungsalter für Frauen bei 41,7, für Männer bei 44,5 Jahren. Vor zwanzig Jahren waren die frisch Geschiedenen im Schnitt noch sechs Jahre jünger.

Zum Teil liegt die gestiegene Trennungsquote im Zeitgeist begründet. Egonet nennt Ihnen die fünf wichtigsten Gründe für scheiternde Beziehungen und wie Sie vorbeugen können.

Konsumdenken. Wir neigen dazu, bei der Partnerwahl wie beim Kauf eines neuen Autos vorzugehen. Was muss er mir bieten und was bin ich im Gegenzug bereit zu investieren? Leider stellt sich der Partner die gleiche Frage.  Dort, wo die Ansprüche voneinander abweichen, liegt der Konfliktstoff für das spätere Scheitern. Vorbeugen: Gemeinsame Interessen statt einsame Ansprüche entwickeln. Den Partner als „Partner“ nehmen – als Menschen, mit dem ich meine Zukunft teilen werde.

Fordern. Fragt man junge Menschen, was sie von dem/der Zukünftigen erwarten, antworten sie häufig: „Ich erwarte von meinem Partner, dass er … (treu, aufmerksam usw.) ist.“ Nur wenige denken nach, was er im Gegenzug erwarten darf. Ein Viertel aller Getrennten sagen: „Geben und Nehmen waren nicht ausgeglichen.“ Wann die Bilanz ausgeglichen ist, darüber hat jeder seinen eigenen Vorstellungen. Vorbeugen: Gehen Sie in Vorleistung statt Mein und Dein aufzurechnen- Tun Sie alles, was der Partnerschaft gut tut, also Ihre Verbundenheit stärkt. Der Partnerschaft, nicht dem Partner! Sich ausnutzen lassen oder klammern, tötet die Zuneigung auf beiden Seiten.

Symbiose. Romantische Filme verkaufen den Traum einer Verschmelzung zweier Herzen. Keine Minuten ohne einander, das übrige Leben vergessen. Das klappt nur im Film. In der Wirklichkeit fangen die Partner nach einigen Wochen an, um Freiräume zu kämpfen. Vorbeugen: Lassen Sie dem andern seine Hobbys und Freunde. Behalten auch Sie ihr eigenes Leben neben der Partnerschaft. Nur so bleiben Sie souverän und für den andern interessant. Egal, wie verliebt Sie sind, Sie hören beiden nicht auf, eigenständige Persönlichkeiten zu sein.

Bindungsscheu.  Wer schon Trennungen hinter sich hat, wird vorsichtig. Beim nächsten Mal engagiere ich mich weniger, dann kann ich auch weniger verletzt werden. Leider hat diese Taktik einen Haken. Wenn ich das Scheitern schon einplane, wächst das Risiko, das sich diese Prophezeiung auch erfüllt. Beide sind weniger aufmerksam zueinander, gehen leichter fremd, und handeln nach dem Motto: Ich verlasse dich, bevor du mich verlassen kannst. Vorbeugen: Wer sich ohne Vorbehalt verliebt, erhöht seine Glückschancen. Kommt es dennoch zur Trennung, muss ich mir hinterher nicht vorwerfen, ich hätte durch mein laxes Verhalten dazu beigetragen.

Mobilität und Kennenlernchancen. Früher lebten Paare lebenslang an einem Ort und trafen dort über Jahrzehnte immer dieselben, wenigen Menschen. Job- und Ortswechsel bringen es mit sich, dass Lebenspläne der Partner nicht zusammen passen. Au0erdem werden wir immer älter. „Bis dass der Tod euch scheidet“ sind heute einige Jahrzehnte mehr als früher. Vorbeugen: Niemand kann 50 und mehr Jahre Leidenschaft versprechen. Versuchen Sie, in erster Linie eine lebenslange Freundschaft auf der Basis gemeinsamer Interessen zu pflegen. Seien Sie einander gute Kameraden, die viel zusammen unternehmen und sich darüber austauschen. Zugegeben, das klingt wenig romantisch. Umfragen bei langjährigen Paaren zeigen jedoch, dass darin das Erfolgsrezept gegen Trennungen liegt.

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veröffentlicht im Mai 2012 © by www.berlinx.de

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