Beliebt sein kann man lernen

Von allen gemocht werden – wer würde da schon Nein sagen? Aber nicht jedem Charakter fliegen sofort alle Herzen zu. In seinem neuen Buch erklärt Egonet-Autor Frank Naumann das Geheimnis der gleichen Wellenlänge und wie Sie lernen, die Sympathie Ihrer Mitmenschen zu gewinnen.

„Der ist mir sympathisch – und der da nicht.“ Solche Urteile treffen wir jeden Tag, oft Dutzende Male. Die amerikanischen Forscher Janine Willis und Alex Todorov von der Princeton Universität fanden Mitte 2006 im Experiment heraus, dass dieser Bewertungsprozess nur eine Zehntelsekunde dauert. Ein kurzer Blick auf ein Foto genügte. Und schon wussten die Versuchsteilnehmer, ob die abgebildete Person sympathisch war oder nicht. Längeres Hinschauen veränderte ihre Einschätzung nicht mehr. Die Teilnehmer wurden sich lediglich immer sicherer, dass ihr spontanes Soforturteil richtig war.

Unser Soforturteil über Sympathie oder Antipathie hat folgende Eigenschaften:

  • Es erfolgt instinktiv – eine Zehntelsekunde ist zu rasch für bewusste Überlegung.
  • Es benötigt kein Wissen über den anderen – in der ersten Zehntelsekunde können Sie noch keine Informationen über den anderen erlangt haben.
  • Es ist sicher – Ungewissheit („ich weiß nicht, ob er mir sympathisch ist“) kommt äußerst selten vor.

Doch worauf beruht unser Urteil? Was haben wir am anderen entdeckt, wenn wir sagen: „Die Chemie stimmt“? Um 1970 führte der Amerikaner Donn Byrne dazu ein einfaches Experiment durch. Er ließ Freiwillige Fragebögen ausfüllen: Treiben Sie gern Sport? Sollen Kinder streng oder lässig erzogen werden? Sind Kriege akzeptabel? Danach legte er seinen Freiwilligen Fragebögen vor, die andere ausgefüllt hatten. Dabei fand er heraus: Je mehr die fremden mit den eigenen Antworten übereinstimmten, desto größer war die Sympathie.

Andere Forscher untersuchten später, auf welche Art von Ähnlichkeit es ankommt. Dabei zeigte sich: Wichtiger als Aussehen oder Lebensumstände war die Übereinstimmung der Gefühle. Wer in ähnlicher Weise fühlt und Erfahrungen beurteilt, wirkt sympathischer.

Diese Übereinstimmung lesen wir blitzschnell aus der Körpersprache ab. Die Fähigkeit, rasch gute von bösen Absichten unterscheiden zu können, bildete sich in der Steinzeit heraus. Damals entschied sie über Leben und Tod. Noch heute gilt: Wer fühlt und urteilt wie die meisten seiner Mitmenschen, wird auch die meisten Sympathien gewinnen. Vor allem, wenn er ihnen aufgeschlossen und mit arglosem Lächeln gegenübertritt. Die Forscher haben sechs Sympathiefaktoren ermittelt. Jeder kann lernen, sie durch sein Auftreten auszustrahlen:

  1. Emotionale Wärme – statt Kälte und Misstrauen
  2. Sachlichkeit – statt Ironie, Sticheleien und persönliche Angriffe
  3. Konfliktfähigkeit – statt Konfliktscheu und vorgetäuschte Harmonie
  4. Empathie – also die Fähigkeit, sich in andere einzufühlen und diese Gefühle auszudrücken
  5. Wohlwollende Distanz – Zuwendung ohne sich aufzudrängen
  6. Berechenbarkeit – komplizierte, sprunghafte und widersprüchliche Charaktere wecken dagegen wenig Sympathie.

Mehr Informationen, Ratschläge, Test und Übungen zur Steigerung Ihres Sympathie-Faktors in:
Frank Naumann: Die Kunst der Sympathie. Die selbstbewusste Art sich beliebt zu machen. Rowohlt Taschenbuch, € 8,95.

Veröffentlicht im August 2007 © by www.berlinx.de

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