Die Dialog-Methode

Wenn Sie auf einer Veranstaltung vielen Fremden begegnen und sich bekannt machen: Können Sie sich nach fünf Minuten noch an ihre Namen erinnern? Bei uns erfahren Sie, wie Sie einem schlechten Namensgedächtnis auf die Sprünge helfen.

Sie sind auf einer Party. Neben Ihnen schaut eine junge Frau gedankenverloren in ihr Glas. Sie beginnen ein Gespräch: „Ich bin … Und wer sind Sie?“

„Ich bin Anita Hansen, wir haben vorige Woche bei der Lesung nebeneinander gesessen und uns in der Pause bekannt gemacht.“

Peinlich. Falls Sie sich vor so einem Faux pas fürchten – er ist gar nicht so selten. „Ich kann mir so schlecht Namen und Gesichter merken“ lautet die übliche Entschuldigung. Wir schieben es auf unser schlechtes Gedächtnis. Die wahren Gründe sind Unaufmerksamkeit und Zerstreutheit. Mit der wachsenden Mobilität nimmt auch die Zahl flüchtiger Bekanntschaften zu. Kein Wunder, wenn Sie einen 5-Minuten-Smalltalk-Partner nach einer Woche nicht wiedererkennen.

Wie können Sie sich Namen sicher merken, ohne extra Gedächtnistraining? Reden Sie Ihre Gesprächspartner mit Namen an. Sagen Sie nicht nur: „Was halten Sie von dem neuen Film?“ Sondern: „Sagen Sie, Anita, was halten Sie von dem neuen Film?“ Dieser kleine Unterschied wirkt Wunder. Was Sie aussprechen, merken Sie sich besser als was Sie nur passiv hören. Zugleich gewinnen Sie die Zuneigung Ihres Gegenüber. Wir mögen es, mit unserem Namen angesprochen zu werden. Wir haben ein emotionales Verhältnis zu unserem Namen. Er hebt uns aus der Masse der Menschen heraus. Wenn wir ihn hören, wissen wir: Ich bin gemeint – niemand sonst. Das ist Aufbaunahrung für das Selbstwertgefühl.

Zu diesem Zweck müssen Sie den Namen allerdings kennen. Auf einer Party erfahren Sie gleich mehrere Namen innerhalb weniger Minuten. Wie können Sie sicher sein, alle akustisch richtig verstanden zu haben? Und wie verwahren Sie die Namen sicher in Ihrem Gedächtnis? Warum fällt es uns überhaupt so schwer, Namen zu behalten?

Namen sind willkürlich. Sie benennen keine Eigenschaft der bezeichneten Person. Sie sind inhaltlich bedeutungslos. Im wörtlichen Sinne – frei von Bedeutung. Eine Frau, die sich Ihnen als „Rosi Baumann“ vorgestellt hat, ist kein Mann, baut nichts und ist auch keine Blume, wie ihr Vorname suggeriert. Daher hält unser Gehirn Namen für unwesentlich und vergisst sie gleich wieder. Mit der Dialog-Methode können Sie diese Hürde leicht bewältigen. Sie nutzen das Gespräch, um sich den Namen einzuprägen.

Seien Sie auf neue Namen vorbereitet. Sie betreten eine Party in vollem Gange und drücken einem Dutzend Leute die Hand. Die murmeln kurz ihren Namen, doch der Hintergrundlärm verschluckt die Hälfte. Ist es da ein Wunder, dass Sie sich hinterher an keinen erinnern können? Nach dem fünften Namen haben Sie den ersten garantiert vergessen. Stellen Sie sich mental auf die Situation ein. Nehmen Sie sich vor, auf Namen und Gesichter zu achten.

Wiederholen Sie grundsätzlich jeden Namen im Gespräch, mit dem sich Ihnen ein/e Fremde/r vorstellt. Das hilft nicht nur dem Gedächtnis auf die Sprünge, sondern sichert Ihnen auch Aufmerksamkeit und Sympathie. Sie beginnen den Dialog:

„Guten Abend, ich bin … Und Sie?“

„Philipp Schneider.“

„Philipp Schneider? Ich freue mich, Sie kennen zu lernen.“

Gewöhnen Sie sich eine Antwort an, die Ihnen Gelegenheit gibt, jeden Namen, den Sie hören, noch einmal laut zu nennen. Das vereint drei Vorteile: Sie zwingen sich zur Aufmerksamkeit auf den Namen, vergewissern sich, ihn richtig verstanden zu haben und prägen ihn sich besser ein. Am größten ist der Merkeffekt, wenn Sie eine Gedankenverbindung, die der Name bei Ihnen weckt, gleich mit ins Gespräch bringen:

„Anita Jepsen? Das klingt für mich nach Norden … Hatten Sie dänische Vorfahren?“

„Anita Jepsen? Ich hab mal einen Roman von einem Hans Jepsen gelesen.“

An diese Assoziation werden Sie sich auch nach Wochen noch erinnern. Wenn es die Situation erlaubt, stellen Sie sich einander unbedingt mit Vornamen vor. Man merkt sie sich leichter, da es weniger verschiedene Vornamen als Familiennamen gibt und Sie fast alle Vornamen schon einmal gehört haben.

Bei nicht alltäglichen Namen stellen Sie sofort eine interessierte Frage: „Szebylski? Das ist ein ungewöhnlicher Name. Ich kenne niemanden, der so heißt. Woher kommt Ihr Name? Wie schreiben Sie sich?“ Fragen Sie auch dann, wenn Sie glauben, den Namen genau verstanden zu haben. So ein Kurzgespräch ist eine hervorragende Merkhilfe.

Um sich das Gesicht zu merken, achten Sie auf ein, zwei auffällige Merkmale. Stellen Sie sich vor, Sie sollten von dem Gesicht Ihres Gegenüber eine Karikatur zeichnen. Tests haben ergeben, dass wir uns solche Übertreibungen leichter merken als die Originalgesichter. Fügen Sie diese Karikatur zu Ihrem Gedächtnisbild von dem Namen der Person hinzu.

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Veröffentlicht im Februar 2007 © by www.berlinx.de

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