Ein kurzer Blick, ein Lächeln – Flirten kann Balsam für Seele und gut für das eigene Selbstvertrauen sein. Selbst wenn man vergeben ist: Was ist schon gegen einen harmlosen Flirt einzuwenden?
Flirt ist ein Spiel mit dem Feuer. Zumindest für die Beteiligten, die sich in einer festen Beziehung befinden. Oder? Diese landläufige Meinung haben kanadische Forscher jetzt widerlegt – zumindest teilweise. John Lydon und seine Kollegen aus Montreal beobachteten in sieben Experimenten das Flirten von Männern und Frauen. Ihr Ergebnis: Es kommt darauf an, ob eine Frau flirtet oder ein Mann.
Nur Männer, die sich in festen Händen befinden und mit fremden Frauen flirten, gefährden ihre Beziehung. Sie sehen ihre feste Freundin kritischer, nachdem eine unbekannte Schöne ihnen zulächelte. Sie denken – in ihren Tagträumen oder ernsthaft – über einen Wechsel zu der neuen Flamme nach. Ganz anders die Frauen. Wenn sie flirten, festigt dass ihre bestehende Beziehung. Sie sehen in einem Flirt eher ein Kompliment. Er ist für sie eine Form der Selbstbestätigung – auch, was ihre bisherige Partnerwahl betrifft.
Hinzu kommt, dass Frauen die Avancen eines fremden Mannes als Bedrohung ihrer bestehenden Beziehung erkennen. Sie versuchen daher unwillkürlich, sich vor einer Zerstörung ihrer Liebe zu schützen. Männer als der aktivere Part sehen den Flirt eher als Chance – und Lockruf für ein Abenteuer. Das zeigten die Wissenschaftler auf folgende Weise: Sie informierten ihre männlichen Versuchspersonen vorab, dass sie gleich einer fremden Schönen begegnen würden. Das wäre eine Gefahr für ihre bestehende Beziehung. Diese „aufgeklärten“ Männer konnten im Experiment den Verlockungen der neuen Begegnung besser widerstehen.
Benjamin Karney und seine Kollegen aus Los Angeles (Kalifornien) zeigten zur gleichen Zeit, dass auch die Attraktivität der Partner einen Einfluss auf die Stabilität der Beziehung hat. Sieht der Mann besser aus als seine Frau, ist das ein Risiko für ihre Liebe. Da für den Mann Schönheit ein wichtiges Kriterium der Partnerwahl ist, hat er das Gefühl, zu kurz gekommen zu sein, wenn sein Frau weniger attraktiv aussieht als er selbst. Der schöne Mann neigt also dazu, sich nach einer schöneren Frau zu sehnen.
Ist dagegen die Frau schöner als der Mann, festigt das ihre Liebe. Denn der Mann fühlt sich als Glückspilz. Er bemüht sich, sie zu halten. Und sie weiß, was sie für ihn wert ist und verhält sich entsprechend selbstbewusst. Sie nervt ihn nicht mit Sätzen wie „Findest du mich noch attraktiv?“ oder „Bin ich zu dick?“
Die praktischen Konsequenzen lauten: Wenn ein Mann seine Frau beim Flirten mit einem anderen Mann beobachtet, hat er meist keinen Grund zur Eifersucht. Selbst dann, wenn sie eine Schönheit ist, nach der alle andere Männer sich umdrehen. Wenn er eifersüchtig reagiert, schließt er vielmehr von sich auf andere. Er würde weiblichen Komplimenten nicht so leicht widerstehen. Seine Frau hat also viel mehr Grund zur Sorge, wenn er flirtet. Vor allem, wenn er auch noch gut aussieht.
veröffentlicht im September 2008 © by www.berlinx.de
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