Nutzen Sie das Prinzip der Auslese als Entscheidungshilfe im Alltag
Über die Evolution wird hochwissenschaftlich gestritten. Egonet bietet Ihnen einen anderen Blickwinkel. Die von Darwin entdeckte Selektion erweist sich äußerst nützlich für jedermann.
Am 12. Februar 1809 wurde Charles Darwin geboren. Am 24. November 1859 veröffentlichte er sein Buch „Die Entstehung der Arten“, das unser Weltbild für immer veränderte. Der Mensch gilt seither als Produkt der Naturevolution. Auch im Jubiläumsjahr 2009 wird über Darwin noch erbittert gestritten. Seit damals hat die Wissenschaft eine Fülle von Belegen gesammelt, dass Evolution und Selektion Tatsachen sind. Unklar ist nur, ob Darwins Prinzipien ausreichen, um die Welt zu erklären.
Jeder Züchter kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Auslese funktioniert, um Arten zu verändern. Denn Auslese bedeutet: Aus einer Fülle von Möglichkeiten wenige auswählen – und das immer wieder. Das klappt nicht nur in der Natur. Jeder von uns tut es, wie folgende Beispiele belegen:
Berufswahl: Von Kindheit spielt man in Gedanken verschiedene Möglichkeiten durch, was man werden könnte. Meist kommen mehrere Berufe in Frage. Über Lektüre, Erfahrungen anderer, elterlichem Rat, Praktika und Berufsberatung bleibt am Ende eine Variante übrig.
Partnerwahl: Früher prüften die Eltern mehrere Heiratskandidaten. Heute verlieben wir uns selbst und entlieben uns wieder. Die meisten finden irgendwann den Partner fürs Leben. Andere versuchen es immer wieder neu.
Kaufentscheidungen: In der DDR mussten die Kunden froh sein, wenn sie nach Jahren überhaupt an irgendein Auto kamen. In der Marktwirtschaft buhlen über ein Dutzend Automarken um die Gunst der Käufer. Wir haben die Qual der Wahl. Tests zeigen, dass die Vielzahl der Optionen den Kauf nicht erleichtern, sondern erschweren. Zahlreiche Für und Wider müssen bedacht werden, und ein Fehlkauf wird teuer. Wer hier eine gute Auswahlstrategie besitzt, ist im Vorteil.
Ideen finden: Auch Kreativität beruht zum großen Teil auf Selektion. Wer zum Beispiel einen Roman schreiben will, kann zwischen vielen Themen wählen, die um Liebe, Tod, Beziehungen, Mord, Entdeckungen oder Intrigen kreisen. Die Kunst besteht darin, aus der Fülle möglicher Ideen die richtigen auszuwählen und auf originelle Weise zu kombinieren. Also das gleiche zu tun, was die Natur bei Tieren und Pflanzen seit Jahrmillionen leistet.
Die Evolution ist lang, das menschliche Leben kurz. Doch wir Menschen haben einen großen Vorteil. Wir müssen nicht alle Möglichkeiten praktisch ausproben. Wir können die Selektion in wenigen Minuten im Kopf durchspielen. Allerdings lauern dabei vier Fallen, die zu Fehlentscheidungen verleiten. Die richtige Anwendung der Darwin-Strategie bringt Sie wieder auf den richtigen Weg. Die vier Stolpersteine sind:
Alle Varianten sind gleich unangenehm. Wer Entscheidungen ausweicht, steckt in diesem Dilemma. Jede denkbare Möglichkeit birgt ein Risiko und verlangt unangenehme Konsequenzen. Also lieber gar nichts tun? Ewiges Ausweichen macht passiv und unglücklich. Man fühlt sich als Spielball anderer. Stellen Sie sich folgende zwei Fragen: Was kann schlimmstenfalls passieren und wie käme ich damit klar? Welche positiven Chancen enthält jede Variante? Sie bringen Klarheit über Ihre Prioritäten.
Alle Varianten sind gleich angenehm. Zwei tolle Urlaubsziele locken – Sie haben aber nur Geld und Zeit für eins. Zwei attraktive Liebhaber werben um Ihre Gunst, zwischen denen Sie sich entscheiden müssen. Zwei gute Jobangebote – was tun? Wer auf Dauer in diesem Schwebezustand verharrt, verliert am Ende beide. Die klassische Regel lautet: Schreiben Sie eine Liste mit Vorzügen und Nachteilen beider Varianten. Wählen Sie die bessere und akzeptieren Sie, dass es ohne Verlust nicht geht. Wer auch damit nicht weiter kommt: Würfeln Sie. Selbst eine nicht so optimale Entscheidung ist besser als gar keine.
Sie haben keine Selektionskriterien. Um aus mehreren Möglichkeiten auswählen zu können, braucht man Entscheidungshilfen. Sie müssen wissen, woran Sie die bessere Variante erkennen. Vielleicht benötigen Sie nur mehr Informationen. Oft aber herrscht Unklarheit, auf welche Werte es Ihnen ankommt. Was ist Ihnen im Leben wichtig? Was macht Sie glücklich und zufrieden? Was würden Sie sich nie verzeihen? Welche Entscheidungen geben Ihnen ein gutes Gewissen, auch noch Jahre danach? Wer sich selbst gut kennt, kann besser und leichter auswählen.
Tunnelblick. Wir schützen uns vor der Informationsflut, in dem wir viele Chancen und Risiken ausblenden. So vermeiden wir denkbare Schäden, verlieren aber auch mögliche Glücksmomente. Was auch immer Sie nutzen und was Sie meiden – haben Sie Ihre Lebensweise bewusst gewählt? Oder von anderen wählen lassen? Von den Eltern, den Lehrern, der Wohnumgebung, dem Berufsberater … Eine gute philosophische Übung besteht darin, in der Phantasie alternative Lebensweisen durchzuspielen. Was wäre, wenn Sie als Entwicklungshelfer in der dritten Welt unterwegs wären? Wenn Sie Stewardess, Bäuerin oder obdachlos wären? Vor allem in Krisenzeiten ist es hilfreich, wenn man für sich andere Daseinsweisen durchdacht hat. Wer sich einen Aufbruch zu anderen Ufern vorstellen kann, schützt sich vor Ängsten und Gefühlen der Ausweglosigkeit.
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Unsere Literaturempfehlung:
Das Darwin- Prinzip. Die Wiederentdeckung der Leistung; von Werner G. Faix, Carsten Rasner, Monika Schuch ; 15,90 €
Luke Rhinehart, Der Würfler; Roman
veröffentlicht im März 2009 © by www.berlinx.de
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