Die Paarforscher sind sich einig. Je größer die Übereinstimmungen, desto fester die Partnerschaft. Aber es treffen ein Mann und eine Frau aufeinander – es werden also immer Unterschiede bleiben? Völlige Identität wäre ja auch langweilig. Bleibt die Frage: Auf welche Gemeinsamkeiten kommt es an?
Ein Herz und eine Seele sein – ein schönes Ideal! Aber mehr auch nicht. Denn natürlich bleiben auch heiß Verliebte zwei Personen. Und wenn der erste Rausch verflogen ist, zeigt sich bald, dass jeder seinen eigenen Kopf behalten hat. Wovon hängt es ab, ob die beiden sich zusammen raufen oder nach einiger Zeit trennen werden? Forscher aus Iowa (USA) haben dazu ausführliche Studien durchgeführt.
Danach sind Übereinstimmungen auf folgenden vier Gebieten entscheidend für das dauerhafte Glück zu zweit. Wenn Sie unsere Fragen zu jedem der vier Felder beide ähnlich beantworten, sieht Ihre Zukunft als Paar rosig aus:
Offenheit: Bevorzugen Sie am Wochenende die große Party oder den Fernsehabend zu zweit? Wenn Sie irgendwo warten müssen – verwickeln Sie andere in ein Gespräch oder verkriechen Sie sich hinter einer Zeitschrift? Unternehmen Sie bei schönem Wetter lieber einen Ausflug oder bevorzugen Sie die Hollywoodschaukel im heimischen Garten? Freuen Sie sich, wenn Ihr Handy dauernd klingelt oder sind Sie eher genervt? Wenn Sie allein sind, genießen Sie die Stille oder rufen Sie sofort Freunde an, um sich zu verabreden? Fahren Sie im Urlaub lieber in eine vertraute Gegend oder setzen Sie sich jedes Mal neuen Erfahrungen aus?
Stressverarbeitung: Reagieren Sie unter Druck allergisch oder eher gelassen? Oder brauchen Sie gar Termindruck, um Ihre Termine einzuhalten? Machen Sie sich Sorgen um Ihren Job, Ihre Rente, um die Zuneigung Ihres Partners – oder lassen Sie die Dinge auf sich zukommen. Können Sie nach Ärger schlecht einschlafen? Wenn jemand Dinge umständlich erledigt, verlieren Sie dann schnell die Geduld?
Zuverlässigkeit: Sind Sie pünktlich und korrekt, oder gehen Sie mit Verpflichtungen eher locker um? Nervt es Sie, wenn jemand Sie auch nur fünf Minuten warten lässt? Oder empfinden Sie ständige Pünktlichkeit als Kritik an Ihrer legeren Haltung? Nehmen Sie oft Ihren Dispokredit in Anspruch oder verzichten Sie lieber, als Sachen auf Pump zu kaufen? Wenn Sie mal einen Termin nicht einhalten können – setzen Sie Himmel und Hölle in Bewegung, um Ihre Verabredung rechtzeitig zu benachrichtigen?
Improvisationstalent: Bevorzugen Sie durchorganisierte Pauschalreisen oder fahren Sie einfach drauf los, um erst unterwegs zu entscheiden, was Sie unternehmen? Sie müssen ein Gerät anschließen, aber die Montieranleitung fehlt – rufen Sie die Firma an oder versuchen Sie, sich selbst zurecht zu finden? Haben Sie Ihre Wohnung kreativ eingerichtet, mit eigenem Stil? Oder steht bei Ihnen eher eine zufällige Ansammlung günstig erstandener Möbelstücke?
Wenn dagegen der eine zu Genauigkeit und Tunnelblick neigt, der andere zu Chaos und Schlampigkeit, wird es Krach geben. Und zwar dauernd.
Auf folgenden drei Feldern sind Übereinstimmungen ebenfalls günstig, aber nicht unbedingt notwendig. Mit Toleranz und Anpassungsbereitschaft kann ein Paar hier trotz großer Unterschiede glücklich werden:
Hobbys: Wenn zwei das gleiche Steckenpferd reiten, werden sie ihre Freizeit gemeinsam verbringen. Das kann günstig sein für den Zusammenhalt des Paares. Es kann aber auch das Gegenteil eintreten. Beide können Konkurrenten werden (Wer von uns ist der bessere Reiter, Segler usw.?). Wenn beide die dauernde Nähe nicht ertragen, sind verschiedene Hobbys sogar günstiger. Paare, bei denen er sich für Fußball interessiert und sie in einem Freizeitchor singt, sind oft genauso glücklich.
Temperament: Er ist ruhig, sie neigt zu temperamentvollen Ausbrüchen? Er denkt rational, sie handelt aus dem Bauch heraus? Solche Gegensätze ergänzen sich. Gleiche Temperamente bieten dagegen einander entweder viel Reibungsflächen oder Langeweile. Zwei überschäumende Ulknudeln können einander ganz schön auf den Geist gehen. Zwei schüchterne Charaktere warten jahrelang, dass der andere endlich mal Bewegung in das gemeinsame Leben bringt. Ein lebhaftes Organisationstalent weiß es zu schätzen, wenn der Partner seinen Initiativen folgte, statt sie mit eigener Organisation zu durchkreuzen.
Herkunft, Ansichten, Werte: Mehr als die Hälfte aller Paare finden einander in der unmittelbaren Wohn- oder Arbeitsumgebung. Damit sind von Vornherein viele Übereinstimmungen gegeben. Notwendig sind sie aber nicht. Es kommt darauf an, wie Sie mit Unterschieden in der Herkunft und den Werten umgehen. Halten Sie die abweichenden Ansichten des andern für genauso berechtigt wie Ihre eigenen? Empfinden Sie die fremde Kultur als Bereicherung? Hat der Partner die gleiche positive Haltung zu Ihren Wurzeln? Dann können Sie als Paar daraus Ihr eigenes Werteprofil entwickeln. Wenn Sie jedoch versuchen, den Partner in Ihrem Sinne zu erziehen, werden sich diese Unterschiede als zerstörerisch erweisen.
Ansichten und Hobbys sind nichts Statisches. Sie entwickeln sich im Laufe des Zusammenlebens, je mehr gemeinsame Erfahrung das Paar miteinander teilt.
Unser Lesetipp:
Hans-Werner Bierhoff/Elke Rohmann: Was die Liebe stark macht. Die neue Psychologie der Paarbeziehung. Rowohlt Paperback, € 12,-.
Veröffentlicht im März 2006 © by www.berlinx.de
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