Es gibt etwa gleich viel Männer wie Frauen auf der Welt. Warum eigentlich? Und was passiert, wenn ein Geschlecht in die Überzahl gerät?
Es gibt den sprichwörtlichen „Hahn im Korb“. Ein Pascha, der von Frauen umsorgt wird. Von der „Henne im Korb“ spricht keiner. Obwohl durchaus manchmal mehrere Männer dieselbe Frau umwerben. Doch von Männern erwartet man, dass sie einander als Rivalen bekämpfen und die Umworbene am Ende – außer einem Glückspilz – alle wegschickt.
Es ist eine der erstaunlichsten Tatsachen der Biologie, dass es bei fast allen zweigeschlechtlichen Lebewesen gleich viele männliche wie weibliche Organismen gibt. Das ist durchaus nicht selbstverständlich. Zahlreiche Tiere leben in einer Art Harem. Nur wenige Männchen begatten alle Weibchen. Rund 90 Prozent der Männchen kommen nie zum Zuge. Obwohl sie sich nicht fortpflanzen, verbrauchen sie aber Nahrung. Sie verknappen somit die Ressourcen der wichtigen Individuen, die sich fortpflanzen und für die Erhaltung der Art sorgen. Warum leistet sich die Natur eine solche Verschwendung?
Darwin und seine Zeitgenossen wussten noch keine Antwort auf diese scheinbar simple Frage. Erst im 20. Jahrhunderts fand der Biologe Ronald A. Fisher die Lösung. Nehmen wir an, es gäbe tatsächlich zehn Mal soviel Frauen wie Männer. Dann wäre es für die Frauen genetisch vorteilhaft, Söhne zu bekommen. Denn die Söhne zeugen dann zehnmal soviel Enkel, wie ihre Töchter gebären. Anders gesagt, Söhne geben ihre Gene in zehnfacher Menge weiter. Wer aber mehr Gene weiter gibt, setzt sich in der Evolution durch. Daher nimmt mit der Zeit der Anteil der Söhne zu – solange bis beide Geschlechter gleich häufig sind.
Noch heute finden wir zahlreiche Kulturen, die Söhne bevorzugen. Bis hin zum Mord an neugeborenen Töchtern. Mit der Folge, dass zahlreiche Söhne später keine Frauen finden. Aus ihnen rekrutieren kriminelle und Terror-Organisationen ihre Mitglieder. Doch auch in den Industrieländern finden wir den „Hahn-im-Korb“-Effekt. Das zeigte kürzlich eine Studie der kalifornischen Stanford-Universität. Sie untersuchte, wie wir emotional auf gemischte Gruppen reagieren. Ein Mann unter mehreren Frauen fühlt sich wohl und entspannt. Eine Frau unter mehreren Männer zeigt dagegen Stress-Symptome, zum Beispiel beschleunigten Puls und Angstschweiß. Sie empfindet die Überzahl der Männer als Dominanz. Sie entspannt sich erst, wenn das Geschlechterverhältnis wieder ausgeglichen ist.
Und wenn er oder sie zur Mehrheit gehört? Also sich das andere Geschlecht in der Minderheit befindet? Dann tritt der Rivalen-Effekt ein. Wie weit das gehen kann, zeigten Psychologen aus Florida. Solange sie Singles sind, widmen Männer wie Frauen all ihre Aufmerksamkeit dem raren Einzelwesen des andern Geschlechts. Doch sobald sie in einer festen Beziehung sind, ändert sich der Fokus ihres Interesses. Jetzt schenken sie den eigenen Geschlechtsgenossen mehr Aufmerksamkeit als Personen des anderen Geschlechts. Insbesondere wenn die attraktiv sind. Überraschend war: Hier reagieren beide Geschlechter gleich. Die liierte Frau beäugt argwöhnisch andere Frauen. Und selbst der Mann beobachtet auf einmal lieber das Verhalten anderer Männer statt die schöne Frau ihm gegenüber.
Veröffentlicht im Februar 2008 © by www.berlinx.de
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