Das tiefste Geheimnis magischer Ausstrahlung
Die Menschen in seinen Bann ziehen – das ist die Kunst charismatischer Politiker oder Leinwandstars. Doch auch im normalen Leben treffen wir immer wieder auf Personen, die sofort alle Blicke auf sich vereinen. Was ist ihr Geheimnis?
Persönliche Ausstrahlung ist eine Mischung aus positivem Denken. Begeisterung und brennendem Interesse an anderen Menschen. Es ist eine Eigenschaft, über die viele Menschen zumindest zeitweise verfügen. Wer gerade einen tollen Erfolg verbuchen konnte, wer mit Begeisterung von seinem Hobby erzählt, wer mit Menschen zusammen ist, bei denen er sich wohlfühlt – da strahlt selbst ein Mauerblümchen für eine Weile das gewisse Etwas aus.
Doch charismatische Persönlichkeiten verfügen über einen zusätzlichen Trumpf. Sie besitzen Präsenz. Wenn sie den Raum betreten, verändert sich die Atmosphäre. Gespräche verstummen. Alle Blicke wenden sich dem Eintretenden zu. Selbst wenn sich die Anwesenden nach einigen Sekunden wieder ihren Gesprächen zuwenden – nichts ist mehr so wie vorher. Der Neuankömmling bleibt in den Gedanken aller präsent.
Das Geheimnis der Präsenz verrät ihr Name. Präsenz bedeutet auch „Gegenwart“. Die meisten Menschen sind geistig nie völlig anwesend. Beobachten Sie sich einmal selbst, wenn Sie mit guten Freunden sprechen. Sie denken nicht nur an das Thema, über das Sie sich austauschen. Ihre Gedanken schweifen immer wieder ab. Sie denken an den Film, den Sie am Abend sehen wollen. An Ihre E-Mails, die Sie noch abrufen müssen. An Ihre Freundin, die Sie noch anrufen wollen. An eine unerledigte Arbeit, die Sie nicht vergessen dürfen. Falls noch andere Personen im Raum sind, schweift Ihr Blick immer wieder von Ihrem Gesprächspartner fort. Sie beobachten aus den Augenwinkeln, was die anderen tun.
Solches Abschweifen vermindert Ihre Präsenz. Sie sind geistig vielleicht zu 50 Prozent gegenwärtig, folgen also dem Gespräch mit Ihrem Freund. Mit den übrigen 50 Prozent Ihrer mentalen Kraft schweifen Sie durch die Gegend, denken an Vergangenes und Zukünftiges.
Leute, die über Präsenz verfügen, befinden sich zu 100 Prozent in der Gegenwart. Sie leben im Augenblick. Ihre Aufmerksamkeit fokussiert sich auf ihr Gegenüber. Sie vergessen vergangene und künftige Sorgen. Ihr Blick schweift nicht unruhig umher, sondern richtet sich allein auf den Gesprächspartner.
Diese konzentrierte Präsenz strahlt über die Körpersprache aus. Der Betreffenden wirkt aufmerksamer als die übrigen. Doch warum ist Präsenz so auffällig? Warum zieht sie alle in ihren Bann? Körpersprache wirkt ansteckend. Ob Sie lächeln, lachen, gähnen oder peinlich berührt zu Boden schauen – die Chance ist groß, das Ihre Mitmenschen Ihre Signale unbewusst übernehmen: Biologisch dient diese Nachahmung der Stimmungsübertragung. Da wir soziale Tiere sind, hält die Gruppe so eine einheitliche Gefühlslage aufrecht. Wir zeigen „Mit-Gefühl“.
Das gilt auch für die Präsenz. Wer geistig ganz im gegenwärtigen Augenblick lebt, zeigt hohe Aufmerksamkeit. Per emotionaler Ansteckung übernehmen die anderen diese Gefühlslage. Sie werden ebenfalls aufmerksamer – und zwar zuerst auf die Quelle der Aufmerksamkeit. Die Folge: Die Person mit der starken Präsenz wird von allen bemerkt. Die Blicke richten sich auf sie – sie wird zur „angesehenen“ Person, im wörtlichen Sinn.
Gute Schauspiellehrer trainieren ihre Schüler, Bühnenpräsenz auszustrahlen. Falls Sie zu den Menschen zählen, die häufig „über-sehen“ werden, sollten Sie Ihre Präsenz üben. Dafür einige Tipps:
Vermeiden Sie das übliche „Multitasking“. Wenn Sie bislang gleichzeitig fern gesehen, in der Zeitung geblättert und ein Telefongespräch geführt haben – die Forschung hat herausgefunden, dass die vermeintliche Zeitersparnis eine Illusion ist. Das Gehirn muss ständig zwischen den einzelnen Tätigkeiten hin und her switchen. Das kostet Zeit. Wenn Sie jedes einzeln, nacheinander und konzentriert tun, werden Sie effektiver. Und Sie strahlen am Telefon mehr Präsenz aus.
Üben Sie Ihre Konzentration. Geeignet sind Meditation, Yoga und autogenes Training. Mit der Zeit lernen Sie dabei, Ihre Gedanken nicht blind umherschweifen zu lassen, sondern sich während der Übungen auf Ihre Mantras und Körperempfindungen zu konzentrieren. Diese Fähigkeit kommt Ihnen auch im Alltag zugute.
Gewöhnen Sie sich an, konzentriert zuzuhören. Wenn Sie sich ertappen, wie Ihre Gedanken abschweifen – ermahnen Sie sich zur Selbstdisziplin. Rufen Sie Ihre Gedanken zurück. Halten Sie Blickkontakt. Wenn Sie anfangen, sich beim Monolog Ihres Gegenüber zu langweilen: Stellen Sie Fragen.
Trainieren Sie eine selbstsichere Körpersprache. Achten Sie auf aufrechte Haltung. Wenn Sie einen Raum betreten, schauen Sie nicht erst lange unsicher umher. Gegen Sie sofort auf eine Person in der Mitte des Zimmers zu, begrüßen Sie sie und stellen Sie sich vor.
Warten Sie nie mehr ab, ob man Sie bemerkt. Wenn Kellner und Verkäufer Sie ignorieren: Unternehmen Sie den ersten Schritt. Gehen Sie beim Betreten des Restaurants sofort auf die Bedienung zu, lassen Sie sich einen Tisch empfehlen, fragen Sie nach der Spezialität des Hauses – kurz, nehmen Sie das Heft in der Hand.
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Veröffentlicht im Juni 2007 © by www.berlinx.de
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