Männer schauen auf Äußeres, Frauen interessieren sich für innere Werte. Wirklich? Was ist dran am Klischee männlicher Oberflächlichkeit und weiblicher Tiefe?
Die Inhaberin einer Partneragentur sagte einmal im Fernsehen: „Männer schauen sich nur die Fotos der Frauen an. Die Frauen lesen sich dagegen die Charakterprofile der Männer genau durch.“ Viele Frauen meinen: „Ein Mann muss nicht schön sein, sondern interessant.“
Schauen Frauen besser auf das Wesentliche? Dann müssten sie mit ihrer Partnerwahl zufriedener sein als die Männer. Aber das Gegenteil ist der Fall. Zwei Drittel aller Trennungen gehen von Frauen aus.
Auch Frauen lassen sich vom Aussehen beeinflussen. Doch die männlichen Signale, auf die sie achten, sind weniger auffällig. Sie sind nicht unbedingt einem Passfoto zu entnehmen. Das wichtigste Merkmal, auf das Frauen achten, ist die Körpergröße. Frauen, die online nach Männern suchen, klicken alles, was unter 1,80 Meter groß ist, gleich weg. Auch wenn sie selbst kleiner als 1,60 sind. Ariadne von Schirach schilderte in ihrem Erfolgsbuch Der Tanz um die Lust, dass sie sogar mindestens 1,86 Meter voraussetzte. Der Sprecher einer amerikanischen Samenbank erzählte der US-Autorin Nancy Friday, Männer unter 1,70 brauchten sich erst gar nicht bewerben.
Der deutsche Mann ist zur Zeit im Schnitt 1,78 Meter groß. Wer alles unter 1,80 ausschließt, zieht mehr als die Hälfte der Männer gar nicht erst in Betracht. Egal wie viel Erfolg und Charakter er sonst besitzen mag. Nicht besser als die Partnerwahl der Männer, die von Frauen Proportionen und Haare erwarten, die mehr als Hälfte nicht zu bieten hat.
Warum suchen Frauen große Männer? Nicht weil sie glauben, die hätten den besseren Charakter. Eine französische Befragung zeigte im Gegenteil, dass Frauen kleine Männer für intelligenter, warmherziger und sympathischer halten. Die Riesen wirkten auf die befragten Frauen dominanter, unabhängiger und im Einklang mit sich selbst. Größe wirkt als Hinweis auf innere Stärke und Selbstbewusstsein.
Viele Männer glauben dagegen, sie könnten Frauen mit Muskeln, Penisgröße und protzigen Statussymbolen beeindrucken. Nur das letzte ist teilweise richtig – und da achten Frauen auch eher auf subtile Anzeichen für eine gehobene gesellschaftliche Position. Edle Schuhe beeindrucken sie mehr als Sportwagen und Rolex. Das amerikanische Magazin Glamour fragte im Januar 1995 Männer, wofür sie sich entscheiden würden, wenn sie die Wahl hätten:
- Für 1,55 Meter Körperhöhe und einen 18 Zentimeter-Penis oder
- Für 1,85 Meter Körperhöhe und einen 7,5 Zentimeter-Penis
Nur 36 Prozent wählten Antwort b. 62 Prozent wären lieber ein Zwerg mit Riesenrute. (Zwei Prozent konnten sich nicht entscheiden.) Das zeigt, dass nur wenige Männer wissen, worauf es den Frauen ankommt. Die Frauen kennen umgekehrt die Vorlieben der Männer viel genauer.
Weibliche Schönheit ist für Männer ein Hinweis auf Fruchtbarkeit und Gesundheit. Auch die weibliche Suche nach großen Männern hat eine ähnliche Funktion. Große Männer haben es leichter. Wir schreiben ihnen instinktiv mehr Kompetenz, Erfolg und Aufstiegschancen zu. Kleine Männer gleichen diesen Nachteil oft durch erhöhten Ehrgeiz aus.
Dass Frauen auf Körpergröße achten, ist ein Vorteil für junge Männer. Ältere Männer sind im Schnitt kleiner. Die durchschnittliche Körpergröße der Bevölkerung wächst jedes Jahrzehnt um über 1,5 Zentimeter – eine Folge proteinreicher Ernährung. Junge Frauen wachsen den älteren Männern, die im Schnitt kleiner sind als ihre Söhne, buchstäblich über den Kopf. In den letzten 100 Jahren sind die Europäer um Haupteslänge größer geworden. Sie haben sogar die US-Amerikaner überrundet, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts körperlich „die Größten“ waren. Wegen der erheblichen sozialen Unterschiede in den USA bleiben dort viele arme Menschen klein. Sie drücken den Durchschnitt. Bei uns essen die Armen zwar viel Fastfood, sind aber nur selten unterernährt.
Mehr Informationen zu diesem Thema liefert unser Autor in seinem Buch:
Frank Naumann: Schöne Menschen haben mehr vom Leben. Die geheime Macht der Attraktivität. S. Fischer Taschenbuch, Frankfurt/Main 2006, € 8,95.
Veröffentlicht im März 2008 © by www.berlinx.de
Hinterlasse einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar schreiben zu können.