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Der hat mir die ganze Zeit etwas vorgemacht!
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Donnerwetter, ich hätte nicht geglaubt, daß sie dazu fähig
ist!
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Wie konnte ich nur so blind sein!
Häufige Sätze, die das Ausmaß unserer Selbsttäuschung
im Umgang mit anderen enthüllen. Ob Wolf im Schafspelz oder Zicke mit
goldenem Herz nicht jeder trägt sein Herz auf der Zunge und gibt
sich auf den ersten Blick so, wie er im innersten Wesen denkt und fühlt.
Umfragen zeigen, daß sich die meisten für gute Menschenkenner
halten, weil schwere Enttäuschungen selten sind und leicht als Ausnahme
und Folge absichtlicher, böswillige Täuschungsmanöver des
Anderen abgetan werden können. Nur selten geben wir zu, daß die
Absichten und Charakterfehler unseres Gegenüber zu erkennen gewesen
wären nur wollten wir sie nicht sehen.
In der Tat sind es meist die eigenen
Vorurteile und unser Wunschdenken, die zu
Fehleinschätzungen verleiten. Das passiert übrigens Frauen
häufiger als Männern. Zwar sind Frauen im Durchschnitt leichter
in der Lage, sich in ihr Gegenüber einzufühlen, aber sie neigen
stärker als Männer dazu, ihre Wahrnehmungen so zu bewerten, wie
sie den anderen gern sehen möchten.
Besonders häufig lassen wir uns vom ersten Eindruck" täuschen.
Es sind vor allem zwei Fehler, die hier zu falschen Einschätzungen
führen:
Fehler 1: Wir können nicht klar genug zwischen Körpersprache und
angeborenen Körpermerkmalen. Attraktives Aussehen verleitet uns, den
anderen für sympathischer und vertrauenswürdiger zu halten als
weniger attraktive Leute. Personen mit einem kindlichen Gesicht wecken
Beschützerimpulse bei Männern und Frauen gleichermaßen.
Große Leute werden für dominant und selbstsicher gehalten, kleine
Leute für freundlich und leicht zu beeindrucken.
Späteres Verhalten der betreffenden Person, das zu dem ersten Eindruck
in Widerspruch steht, führt meist nicht dazu, den ersten Eindruck zu
korrigieren, sondern man versucht eher, das Verhalten im Rahmen der
vorhergehenden Annahmen zu interpretieren. Haben wir eine Person vom
Äußern als freundlich und entgegenkommend eingeschätzt,
müssen aber feststellen, daß sie sich zickig benimmt, sagen wir
uns: Die Ärmste! Wer mag ihr die Laune verdorben haben?" Ist dagegen
eine äußerst unattraktive Person ausgesprochen nett, neigen wir
zu Mißtrauen. Bezweckt sie irgend etwas mit ihrem freundlichen Verhalten?
Fehler 2: Wir nehmen geschickte Inszenierungen als das wahre Wesen der Person.
Seriös wirkende Makler oder entgegenkommende Gebrauchtwagenhändler
ziehen jedes Jahr Tausende von Kunden über den Tisch, weil sie nicht
zwischen der antrainierten Servicehaltung und dem echten Charakter eines
Verkäufers unterscheiden können. Auch im Privatleben sind diese
Verwechslungen häufig, wenn auch weniger auffällig. Daß Leute
im Hippielook spießige Familienväter und -mütter, während
Leute in Geschäftskleidung unkonventionell und für jeden Spaß
aufgeschlossen sein können, erregt immer wieder mal Erstaunen.
Menschen richtig zu beurteilen ist heute eine Schlüsselqualifikation.
In Beruf und Privatleben hat sich die Zahl der Kontakte vervielfacht. Die
Zeiten, als man mit dem ersten Partner lebenslang zusammenblieb, im Geburtsort
aufwuchs, heiratete und starb, im selben Betrieb lernte und bis zur Rente
arbeitete, sind längst passé. Aber genau diese wachsende
Mobilität hindert uns, die Kunst der Menschenkenntnis zu erlernen. Die
meisten Kontakte bleiben oberflächlich wir nehmen schon wieder
Abschied voneinander, bevor wir Zeit hatten, einander gründlich bis
in die letzten Winkel unserer Seelen zu erkunden. Die Verlagerung vieler
Kontakte in technische Kommunikationsformen tut ihr übriges. Wir bleiben
miteinander in Verbindung und Gedankenaustausch, ohne uns zu sehen. Der wichtige
Indikator Körpersprache geht verloren.
Kein Wunder, daß Seminare und Ratgeberliteratur, die natürliche
Defizite auszugleichen verspricht, wachsenden Zulauf erfährt. In der
Tat läßt sich die Kunst der Menschenbeurteilung wieder lernen,
indem man bewußt beobachtet, wie man sich ein Urteil über andere
Personen bildet. Wenn Sie das Wissen aus den vergangenen Beiträgen unserer
Serie erfolgreich anwenden wollen, lesen Sie sich noch einmal durch, was
Körpersprache,
Handschrift, Stimme
usw. über Fremde enthüllen und was nicht. Danach setzen Sie
Ihr Wissen in die Praxis um, indem Sie folgende Regeln beherzigen:
· Menschenkenntnis ist eine Frage der Übung. Nutzen Sie jede
Gelegenheit, Menschen genau zu beobachten und Rückschlüsse auf
ihre momentane Befindlichkeit zu ziehen.
· Schauen Sie sich eine Talkshow an und nehmen Sie sie gleichzeitig
auf Video auf. Drehen Sie beim Zuschauen den Ton ab und notieren Sie auf
einem Zettel, was die Leute Ihrer Meinung sagten. Notieren Sie auch ihre
Gefühle. Überprüfen Sie danach anhand Ihrer Videoaufzeichnung
Ihre Treffenquote und Ihre Irrtümer.
· Achten Sie mehr darauf, wie jemand etwas sagt als auf das Was.
· Versuchen Sie, Ihren ersten Eindruck in Worte zu fassen. Überlegen
Sie, aufgrund welcher Eindrücke Sie zu Ihrer Einschätzung gekommen
sind. Beginnen Sie ein möglichst unvoreingenommenes Gespräch mit
der Person und achten Sie darauf, inwieweit das weitere Verhalten und vor
allem die im Gespräch gewonnenen Informationen über die Person
den ersten Eindruck bestätigen oder widerlegen.
· Nur wiederholtes Verhalten deutet auf stabile Charaktermerkmale hin.
Was Sie als ersten Eindruck erlebten, kann ein Ausnahmeverhalten sein, bedingt
durch momentanen Streß, Enttäuschung oder Glücksmomente.
Auch Krankheit, Schmerzen oder Schlafmangel verfälschen den
äußeren Eindruck.
· Stimmen Körpersprache und Worte überein oder widersprechen
Sie einander. Ist Letzteres der Fall, versuchen Sie durch vorsichtiges Nachfragen
herauszufinden, worauf der Widerspruch beruht. Bilden Sie sich erst danach
ein Urteil.
· Lernen Sie, richtig zuzuhören. Unterdrücken Sie den Impuls,
bereits während der ersten Sätze Ihres Gegenüber über
Ihre treffendste Antwort nachzudenken. Lassen Sie Ihren Gesprächspartner
reden und konzentrieren Sie sich darauf, das Gesagte nach dahinterstehenden
Motiven zu analysieren.
· Überprüfen Sie auch gelegentlich bei Leuten, die Sie lange
kennen, ob Ihre Einschätzung einer Korrektur bedarf. Manchmal ändern
sich unsere Mitmenschen, ohne daß wir ihre Entwicklung zur Kenntnis
nehmen.
· Achten Sie darauf, wie andere Sie einschätzen. Solange Sie sich
so geben, wie Sie sind, wird es wenig Fehlbeurteilungen geben. Wenn Sie aber
versuchen, in der einen oder anderen Hinsicht anders zu wirken, als Sie in
Wahrheit sind, werden die meisten nicht auf ihre vorgetäuschte Rolle
hereinfallen, sondern eher mißtrauisch werden. Täuschendes Verhalten
durchschauen die meisten Menschen nach einigen Begegnungen, nicht aber, was
dahinter steckt.
Damit ist unsere kleine Serie Zeichen der Persönlichkeit" beendet.
Hat Sie Ihnen gefallen? Was fehlte, was hätten wir besser machen
können? Ihre Meinung interessiert uns. Auch wenn die Serie abgeschlossen
ist, werden wir bei Bedarf in späteren Ausgaben Artikel zu diesem Themenfeld
veröffentlichen. Fehlende Beiträge, die nicht mehr im Internet
stehen, können Sie bei unserer Redaktion anfordern.
Nächsten Monat starten wir eine neue Serie. Sind Sie schon gespannt?