Die Symptome sind oft so unklar, daß die wahre Ursache nicht erkannt
wird: fehlender Appetit, Müdigkeit, Frösteln wer würde
da nicht zuerst auf eine heraufziehende Erkältung tippen statt auf eine
Unterfunktion der Schilddrüse. Eine Überfunktion zeigt die
gegenteiligen Symptome: Unruhe, dauernde Aktivität, beschleunigter
Herzschlag, Schweißausbrüche und man isst mit gutem Appetit
und wird trotzdem immer dünner. Falls Sie Übergewicht haben: beneiden
Sie bitte nicht die Betroffenen! Das Wohlbefinden leidet unter dem
Dauerstreß erheblich; außerdem treten bei jedem Dritten die
Augäpfel hervor, so wie bei dem bekannten Komiker Marty Feldman, bei
vielen bildet sich ein Kropf.
Die Schilddrüse hat die Form eines Schmetterlings, liegt unterhalb des
Kehlkopfes und umschließt mit einem Mittel- und zwei Seitenlappen die
Luftröhre. Sie produziert zwei Hormone, die die Geschwindigkeit des
Stoffwechsels regeln: das Trijodthyronin und das Thyroxin. (Ein drittes Hormon,
das Kalzitonin, ist an der körpereigenen Nutzung der Mineralien Phosphat
und Kalzium beteiligt.) Der Hypothalamus die Hirnanhangdrüse
paßt auf, ob die Schilddrüse genug Hormone produziert.
Ist das nicht der Fall, befiehlt sie der Schilddrüse, ihre Produktion
zu steigern. Um das zu schaffen, vergrößert sie sich, bis sie
schließlich am Hals als Verdickung sichtbar wird. Es bildet sich ein
Kropf.
Durch diesen Mechanismus kann sich sowohl bei Unterfunktion wie
Überfunktion ein Kropf bilden. Bei Unterfunktion, um den Mangel
auszugleichen, bei Überfunktion durch die Überproduktion, die eine
Folge des vergrößerten Organs ist. Schluckbeschwerden und
Halsverdickung, ohne daß der Rachenraum gerötet ist, sind ein
Alarmzeichen für eine Kropfbildung!
Halten die oben genannten Symptome länger an, sollte eine Blutuntersuchung
vorgenommen werden. Sie zeigt, ob die Hormonproduktion im Normbereich liegt
oder nicht. Eine Unterfunktion ist leicht zu behandeln. Die fehlenden Hormone,
vor allem Thyroxin, werden künstlich zugeführt. Ursache der
Unterfunktion ist Jodmangel. Jodatome sind ein notwendiger chemischer Bestandteil
der beiden erstgenannten Schilddrüsenhormone.
Die meisten von uns nehmen höchstens die Hälfte der benötigten
Jodmenge zu sich. Die benötigte Menge liegt bei etwa 0,2 Milligramm
am Tag. Dabei würde eine Portion Seefisch pro Woche reichen, um den
Bedarf zu decken. Da Meeresfische ein Hauptlieferant von Jod sind, ist der
Kropf als Folge der Unterfunktion in Bayern mehrfach häufiger als an
der Nordseeküste. Jod findet sich außerdem in vielen
Mineralwässern und jodiertem Speisesalz.
Jodmangel ist bei Frauen bis zu achtmal häufiger als bei Männern,
vermutlich weil Männer einen Teil des Jodbedarfes unbeabsichtigt durch
alkoholische Getränke decken. Gefährlich ist der Jodmangel für
Frauen in der Schwangerschaft. Die Wahrscheinlichkeit, daß sich ein
Kropf entwickelt, ist in dieser Zeit höher. Außerdem gefährdet
der Jodmangel das Kind. Es treten Mißbildungen der Knochen und des
Nervensystems auf, sogenannter Kretinismus. Um dem vorzubeugen, werden in
Vorsorgeuntersuchungen die Menge von Schilddrüsenhormonen im Blut des
Kindes bestimmt.
Eine Überfunktion ist seltener. Sie läßt sich im Regelfall
ebenfalls mit Medikamenten behandeln. Die bekannteste Form der Überfunktion
ist die Basedowsche Krankheit, gekennzeichnet durch Hyperaktivität und
das Hervortreten der Augäpfel. Sie ist eine Autoimmunerkrankung. Die
innere Regulation der Körperfunktionen ist gestört. Bei komplizierten
Fällen reichen Medikamente, die die Produktion der Hormone drosseln,
nicht aus. Dann muß bestrahlt oder gar operiert werden vor allem
dann, wenn der Kropf so groß geworden ist, daß er die Luftröhre
einengt und so die Atmung behindert.