"Nun fahr doch endlich!"
ruft er vom Beifahrersitz aus, als seine Frau an der Kreuzung
zögert. "Halt!" brüllt er eine Sekunde später.
"Beinahe wärst du in den da 'reingebrettert!"
Ängstliche Frauen am Steuer und daneben sitzende Ehemänner,
die sich unfreundliche Monster verwandeln - in der Hälfte
aller Beziehungen eine vertraute Rollenverteilung.
Die Statistik scheint eine eindeutige Sprache zu sprechen.
Von den über zweieinhalb Millionen registrierten Verkehrsverstößen
wird nur jeder fünfte von einer Frau verursacht. In
der Verkehrssünderkartei in Flensburg sind 80 Prozent
Männer verzeichnet. Bei ernsteren Delikten, die zum
Entzug des Führerscheins führen, haben Männer
sogar einen Anteil von 90 Prozent. Die häufigsten Gründe
sind Alkohol am Steuer, überhöhte Geschwindigkeit,
Mißachtung der Vorfahrt und Fahrerflucht.
Schuld ist das höhere Aggressionspotential der Männer.
Ihr Hormon Testosteron fördert die Neigung, bei Stress
und unübersichtlichen Situationen auf eine entschlossene
Lösung zu setzen. Rasen, Drängeln und gefährliche
Überholmanöver sind typisch männlich. Folglich
gehen knapp 85 Prozent aller schweren Zusammenstöße
auf ihr Konto. Frauen werden dagegen eher bei Vorfahrtfehlern
oder zu zögerlichem Einparken ertappt. Leichte Blechschäden
beim Einparken oder wegen falsch eingeschätzter Abstände
sind typisch weiblich.
Wären unsere Straßen sicherer, wenn die Männer
in Zukunft grundsätzlich ihre Frauen fahren lassen
würden? Machbar wäre es, denn längst machen
mindestens genauso viele Frauen (51 Prozent) den Führerschein
wie Männer. Fragt man jedoch nach der Zahl der tatsächlich
gefahrenen Stunden und vergleicht sie mit der Unfallstatistik,
relativiert sich das für Männer ungünstige
Bild. Männer bauen zwar mehr Unfälle, sie fahren
aber auch mehr Kilometer als Frauen.
Wieviel Männer und Frauen genau fahren, ist unbekannt.
Aus den Kilometerangaben bei den Versicherungen läßt
sich jedoch die Größenordnung des Geschlechtsunterschied
ablesen. Jeder dritte Mann gibt an, mehr als 15 000
Kilometer pro Jahr zu fahren - soviel meldet nur jede fünfte
Frau. Wenn Versicherungen einen Rabatt für Frauen gewähren,
handelt es sich also eher um einen Preisnachlaß fürs
Wenigerfahren.
Legt man die Schätzungen über die Fahrkilometer
zugrunde statt die absoluten Zahlen der Verkehrsstatistik,
beträgt der männliche Anteil an Verkehrsdelikten
bei gleicher Anzahl gefahrener Kilometer trotzdem immer
noch 62,5 Prozent (Frauen 37,5 Prozent). Mit einem besonderen
Faible für schwere Unfälle. Daraus ergibt sich
die unausweichliche Schlußfolgerung. Männer sind
hinterm Steuer im Schnitt zwei Drittel gefährlicher
als Frauen. So manche Frau treibt zwar wegen zögerlicher
Fahrweise Männer zur Verzweiflung - das hat aber weniger
bedenkliche Konsequenzen als ein rasantes männliches
Überholmanöver.
Verkehrspsychologen beschreiben die optimale Fahrweise
als eine Kombination männlicher und weiblicher Tugenden.
Einerseits entschlossen durchstarten, wenn hohe Verkehrsdichte
ein schnelles Räumen von Kreuzungen und Einfahrten
erfordert. Andererseits gelassen und vorsichtig bleiben,
auch beim Stop and go.
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