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Stellen
Sie zwanzig Leuten die Frage Was
ist Glück? und Sie erhalten aller
Wahrscheinlichkeit nach zwanzig
verschiedene Antworten. Die einen zählen
Glücksgüter auf: einen Sechser im
Lotto, einen kreativen Beruf, eine
erfüllende Partnerschaft, Gesundheit und
langes Leben. Andere nennen innere
Zufriedenheit, eine gesicherte Zukunft
oder andauerndes Wohlbefinden. Ist die
Zahl der befragten Personen genügend
groß, schälen sich drei Arten von
Glück heraus:
- Glück haben:
das ist der Lottogewinn, den
richtigen Partner finden, einen
heiß begehrten Job bekommen.
Diese Art von Glück ist vom
Zufall und äußeren Umständen
abhängig. Allerdings können Sie
sie durch ihr Verhalten
begünstigen. Um im Lotto zu
gewinnen, muß man spielen. Um
einen begehrten Job zu erlangen,
müssen Sie Kontakte pflegen,
entsprechende Ausbildungen
absolvieren und sich möglichst
geschickt bewerben.
- Glücksmomente
erleben: Kurze Momente des
Hochgefühls, die als besonders
glücklich in der Erinnerung
bleiben, können Sie ebenfalls
durch ihr Tun fördern. Das kann
ein tolles Essen sein, die
Lieblingsmusik oder schöne
Stunden zu zweit. Sie haben den
Nachteil, daß sich ihre Wirkung
abnutzt, wenn man sie zu oft
wiederholt. Manche Arten von
kurzem Glück stehen sogar einem
langem Glück im Wege. Zum
Beispiel die Ekstase des
sexuellen Abenteuers. Wird sie
zur Gewohnheit, verhindert sie
eine dauerhafte Bindung, die auf
Treue basiert. Aber auch Drogen,
die beruhigende Zigarette
zwischendurch oder Schokolade
futtern bei Kummer bringen
langfristig Nachteile mit sich.
Glücklich sein:
Dauerhafte positive Stimmung ist
ein Gut, das höchstens jedem
zehnten beschieden ist. Die
Grundlage ist ererbt. Es gibt ein
Glücks-Gen. Dieses Gen regelt
den Dopaminspiegel. Dopamin ist
ein Nervenbotenstoff des Gehirns,
der ähnlich wie Alkohol, Nikotin
oder Koffein in unserer Psyche
einen Belohnungseffekt in Gang
setzt.
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- Die Pharma-Industrie der USA
stellt seit einiger Zeit Medikamente (Prozac,
Zoloft, Paxil) zur Verfügung, die als
Dopamin-Beschleuniger die Stimmung aufhellen. Der
Nachteil: Nach einiger Zeit wird man psychisch
abhängig. Über jede der drei Glücksarten
bringt EGONet in dieser und den beiden folgenden
Ausgaben einen Beitrag. Wir beginnen mit dem
letzten Punkt, dem Glücklichsein.
Lohnt es überhaupt, weiter darüber
nachzudenken, wenn das dauerhafte Glücksgefühl
in den Genen liegt?
- Auf jeden Fall. Genetische
Differenzen bedeuten nur, daß die
Ausgangschancen unterschiedlich verteilt sind.
- Was können Menschen tun, denen
der angeborene Dopamin-Beschleuniger fehlt? Sind
sie zum Umglücklichsein verdammt?
- Seit Jahren wird positives Denken
als Allheilmittel gegen dauerhaft schlechte Laune
empfohlen. Selbst seriöse Professoren der
Psychologie behandeln Unglückliche mit
Alltagsweisheiten wie:
- Sehen Sie im Schlechten auch das
Gute.
- Nehmen Sie Hemmnisse als
Herausforderungen.
- Legen Sie nicht jedes Wort auf die
Goldwaage.
- Nehmen Sie Ungemach nicht
persönlich, sondern als Problem, das der andere
hat.
- Lernen Sie zu verzeihen. Groll
schadet vor allem Ihnen selbst.
- Das Erstaunliche: Vielen Menschen
kann tatsächlich geholfen werden, indem sie
solche Sätze verinnerlichen. Wer gerne
glücklicher wäre, sollte es daher durchaus erst
einmal mit dem positiven Denken versuchen.
- An den meisten Menschen, besonders
an den harten Realisten unter uns, prallen
Ermahnungen, die innere Einstellung zu ändern,
jedoch wirkungslos ab. Sie können sogar zu der
Einsicht kommen: Stimmt, ich müßte glücklich
sein. Ich bin es aber nicht. Also tauge ich (oder
je nach Geschmack: taugt die Welt ) nicht viel.
- Vorausgesetzt der Wille ist da,
kann auch der harte Realist seine Fähigkeit,
Glück zu empfinden, verbessern. Der Journalist
Jürgen J. Drews nicht zu verwechseln mit
dem Schlagersänger! stellt eine solche
Möglichkeit in seinem Buch Mein
Glücksprogramm. Das erste Seelentraining gegen
Probleme (Verlag Gesundheit Berlin 1998)
vor.
- Das Grundprinzip lautet: Wenn Sie
Ihre Einstellung nicht ändern können, ändern
Sie Ihr Verhalten! Wer wenig Glück empfindet,
lebt so, daß er immer wieder Ärgernisse und
Mißerfolge erfährt. Eignen Sie sich Strategien
an, mit denen Sie solche Situationen positiv
meistern.
- Wir haben diese Methode für
diesen Beitrag etwas vereinfacht und zugleich mit
anderen Regeln der Persönlichkeitsentwicklung
verknüpft:
- Überprüfen Sie als erstes, ob es
bestimmte Umstände in Ihrem Leben gibt, die
hauptsächlich an Ihrer Unzufriedenheit schuld
sind. Das kann eine schmerzhafte Trennung sein,
der Verlust des Arbeitsplatzes, aber auch eine
organische Krankheit. Einige hormonelle
Störungen ziehen beispielsweise Depressionen
nach sich. Wenn es in Ihrem Leben so etwas gibt,
streifen Sie zunächst diesen Hemmschuh ab. Gegen
Verluste wappnen Sie sich mit der Suche nach
neuen Lebensinhalten. Gegen Depressionen suchen
Sie den Rat eines Arztes oder Psychotherapeuten.
Werden Sie tätig! Die meisten verzichten auf
praktische Änderungen, weil sie zu bequem sind
oder sie von vornherein für hoffnungslos halten.
Die Praxis beweist jedoch, daß allein das
Aktivwerden vom Unterbewußtsein als eine Art
Erfolg positiv verarbeitet wird. Gehen Sie also
gegen die vermutliche Unglücksursache vor.
Überprüfen Sie dann, ob sich mit dem aktiven
Vorgehen Ihre Stimmung bessert.
- Wenn nicht oder wenn Sie
eher allgemein unzufrieden sind
unternehmen Sie eine Bestandsaufnahme. Fragen Sie
sich: Bestimme ich über die Umstände in meinem
Leben oder bestimmen die Umstände mich? Die
meisten werden sagen: Teils, teils. Entscheidend
ist, welcher Anteil überwiegt. Füllen Sie dazu
eine Tabelle aus nach folgendem Muster:
Lebensbereich |
Hier
bestimme ich |
Hier
bestimmen die Umstände |
Partnerschaft |
Meine
Frau ist treu und zuverlässig, wir haben viele
gemeinsame Erfahrungen. Ich bin schon fremd
gegangen, um ein Abenteuer zu erleben, aber ich
würde sie nie verlassen. |
meine
Traumfrau lief mir einst davon, so heiratete ich
ihre beste Freundin. Sie ist hübsch, aber ihr
fehlt das gewisse Etwas, das Aufregende. |
Arbeit |
- habe die Stelle erhalten,
die ich wollte; ich entscheide über die
Reihenfolge der zu erledigenden Arbeiten
|
die
Arbeitsinhalte und die Termine legt mein Chef
fest, vorläufig keine Aufstiegsmöglichkeiten |
Geld |
Ich
verdiene genug für Wohnung,. Urlaub und Alltag.
Für größere Anschaffungen bleiben ... Mark im
Monat übrig. |
Nach
Abzug des Notwendigen bleiben nur noch ... Mark
für Extras. Damit habe ich kaum Mittel, um mal
aus der Routine auszubrechen. |
- Sie werden die Texte in den
Spalten weiter ausbauen, als auch neue Zeilen
hinzufügen für Hobby, Freunde, Gesundheit und
so weiter. Vergessen Sie die inneren Werte nicht,
also Ihren Charakter, Ihre Begabungen, Ihr
Geschlecht oder Ihr Alter.
- Sie werden feststellen, daß die
in der zweiten Spalte genannten Sachverhalte Sie
eher glücklich, die der dritten Spalte eher
unglücklich stimmen. Suchen Sie nun aus der
dritten Spalte die zehn wichtigsten Punkte
heraus, an denen prinzipiell Änderungen möglich
wären. (Ihr Alter können Sie nicht ändern,
aber für Ihre Gesundheit und Ihr Aussehen
könnten Sie etwas tun.) Schließen Sie dabei
nicht zu viele Punkte von vorn herein aus. Auch
wenn es unklug wäre, Ihre Arbeitsstelle zu
kündigen, weil Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt
sehr gering sind Sie können nicht
behaupten, daß eine Änderung prinzipiell
unmöglich wäre.
- Jetzt überlegen Sie, wie groß
Aufwand und Risiko möglicher Änderungen sind.
Danach erstellen Sie eine Rangfolge. Was am
leichtesten zu ändern ist, kommt an den Anfang.
- In der Folgezeit beschäftigen Sie
sich nur mit diesem ersten Punkt. Überlegen Sie,
wie Sie die Situation für sich so verbessern
können, daß Sie Herr(in) der Umstände werden.
Dann unternehmen Sie Schritte zur Verwirklichung.
Sobald Sie in diesem Punkt alles erreicht haben,
was möglich war, nehmen Sie sich den nächsten
Punkt vor.
- Wie Sie dabei vorgehen, hängt vom
konkreten Fall ab. Wenn es z.B. um eine
Arbeitsstelle geht, auf der Sie sich unwohl
fühlen, zu der Sie aber keine Alternative sehen:
Schauen Sie sich alle Job- und
Weiterbildungsangebote im Internet an. Gehen Sie
zum Arbeitsamt in die Sprechstunde für
Beschäftigte und lassen Sie sich beraten.
Besuchen Sie Messen Ihrer Branche und knüpfen
Sie Kontakte. Überprüfen Sie außerdem, welche
Möglichkeiten Sie haben, sich selbständig zu
machen. Begnügen Sie sich nicht mit bloßem
Nachdenken, sondern erkundigen Sie sich nach
Büromieten, fragen Sie Geschäftsinhaber Ihrer
Wohngegend nach ihren Erfahrungen, erkundigen Sie
sich in einer Bank nach Kreditbedingungen.
- Wie schon gesagt: Die Erfahrung
lehrt, daß allein die Beschäftigung mit den
Problemen die Stimmung nachhaltig verbessert. Ein
Großteil unserer Unzufriedenheit rührt daher,
daß wir Probleme vor uns her schieben. Die
aktive Auseinandersetzung mit Schwierigkeiten
unabhängig davon, ob wir am Ende eine
Veränderung erreichen oder nicht gibt uns
das Gefühl wieder Herr der Lage zu sein und
nicht mehr von den Umständen wie eine
Schachfigur über das Brett des Lebens geschoben
zu werden.
- Häufig liegt der Gewinn nicht in
einer Lösung, die alle Schwierigkeiten
beseitigt, sondern in der Erfahrung, daß ein
Problem automatisch kleiner wird, wenn uns ihm
stellen. Sehr oft tun sich Alternativen auf, die
uns entgangen sind, solange wir im heimischen
Sessel darüber gegrübelt haben. Wir gewinnen
neue Bekanntschaften, erhalten zusätzliche
Informationen und merken, daß wir die Fähigkeit
besitzen, auf die Dinge Einfluß zu nehmen.
- In der Mai-Ausgabe von EGONet:
- Glück haben
- Wie Sie dem Zufall auf die
Sprünge helfen
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