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- Obwohl Modeströmungen, die eng mit dem
Drogenkonsum verbunden waren, längst passé
sind, wächst der Drogenkonsum weiter. Mitte der
achtziger Jahre gab es nach Jahren der Stagnation
einen dramatischen Anstieg, und zwar bei allen
wichtigen Rauschgiften, namentlich aber bei
künstlichen, sogenannten Designerdrogen. Die
Situation ist insbesondere bei Heroinsüchtigen
bedrohlicher geworden, da durch Mehrfach-gebrauch
von Injektionsnadeln die Gefahr einer
HIV-Infektion sehr groß ist.
- Die wichtigsten Rauschgifte
- Haschisch. Wird aus dem harzigen Sekret der
weiblichen Pflanze des indischen Hanfs gewonnen.
(Aus ihren getrockneten Blättern, Stengeln und
Blüten gewinnt man Marihuana.) Haschisch wirkt
auf das vegetative Nervensystem. Es kommt zu
einem Gefühl der Entspannung und einer leichten
Euphorie. Alle Sinnes-wahrnehmungen werden
intensiver empfunden und die Zeitabläufe
scheinen sich zu verlangsamen. Bei erhöhter
Dosis treten Unruhe und Halluzinationen auf.
Haschisch erzeugt keine körperliche
Abhängigkeit, aber die Gewöhnung an die
angenehme Entspannung kann zu seelischer
Abhängigkeit führen. Es ist für Abhängige
härterer Drogen häufig der Einstieg, allerdings
haben 75 Prozent aller Haschischkonsumenten
später kein anderes Rausch-gift mehr genommen.
- LSD. Abkürzung für Lysergsäurediethylamid.
Wird künstlich hergestellt und oral eingenommen.
Es hat halluzinierende Wir-kung, wurde vor allem
in der Hippiekultur mit dem Ziel der
Bewußtseinserweiterung konsumiert. Führt unter
Umständen zu schizophrenieähn-lichen
psychotischen Zuständen, deren akustische und
optische Halluzinationen zum Teil beängstigende
Inhalte haben. Es kann Schäden am Erbmaterial
führen und der Einstieg für Heroin sein.
- Heroin. Wie medizinisch genutztes Morphin ein
Abkömmling des Rohopiums, das durch Anritzen
unreifer Fruchtkapseln des Schlafmohns gewonnen
wird. Heroin ist ein halbsynthetisches
Morphinderivat (Diacetylmorphin), das Ende
vorigen Jahrhunderts zur Schmerzlinderung für
die Medizin entwickelt wurde. Nachdem man
erkannte, wie schnell es abhängig macht, wurde
es nicht mehr als Arzneimittel eingesetzt. Heroin
wirkt auf das Zwi-schenhirn, indem es Lust
erzeugt und Schmerzen dämpft. Sehr schnell tritt
ein Zustand seelischen Glücks und
Unbeschwertheit ein, das Gefühl, alle
Alltagssorgen weit hinter sich zu lassen. Heroin
macht schnell süchtig, in manchen Fällen schon
beim ersten Versuch. Der Körper gewöhnt sich
rasch an das Rausch-gift, weshalb die Dosis
ständig erhöht werden muß, um die gleiche
Wirkung zu erzielen. Bleibt der Nachschub aus,
treten Entzugserscheinungen auf: starke Unruhe,
Nervosität, Zittern, Schüttelfrost,
Schweißausbrüche, Erbrechen und starke
Schmerzen. Da bei erneutem Heroinkonsum nicht nur
die Schmerzen schwinden, sondern zugleich ein
großes Glücksgefühl eintritt, ist die
psychische Abhängigkeit äußerst hoch.
- Kokain. Kommt als natürlicher Wirkstoff im
südamerika-nischen Coca-Strauch vor. In den
Handel gelangt es als weißes Pulver, das zu
mindestens 75 Prozent mit Milchzucker oder
anderen Stoffen gestreckt wird. Kokain wird
meistens geschnupft. Es erzeugt ein euphorisches
Glücksgefühl, das nach etwa einer
Dreiviertelstunde in einen Zustand der
Benommenheit und schließlich in eine
ernüchternde, nieder-geschlagene Stimmung
übergeht. Dieser Absturz weckt ein erneutes
Verlangen nach Kokain. Auch an Kokain gewöhnt
sich der Körper, so daß er immer höhere Dosen
benötigt. Entscheidend für ihr Suchtpo-tential
ist jedoch die psychische Abhängigkeit.
- Crack. Entsteht aus Kokain, indem es mit
Backpulver und Wasser zu hitzebeständigen
kleinen weißen Klümpchen verbacken wird. Sie
werden in speziellen Pfeifen geraucht, wobei sie
krachend zerplatzen (daher der Name Crack). Es
wirkt innerhalb weniger Sekunden auf das Gehirn
und schädigt die Nerven auf Jahre. Nicht selten
sind tödliche Schädigungen von Atem- und
Kreislaufsystem die Folge. Es ist die Droge mit
dem höchsten Todesrisiko.
- Ecstasy: Pillen, die auf dem 1912 entdeckten
Wirkstoff 3,4-Methylendioxyn-N-Methylamphetamin
(MDMA) beruhen. Wurde als Medikament
(Appetitzügler) entwickelt, hat sich aber nicht
bewährt. Seit 1965 ist die aufputschende Wirkung
bekannt. Ec-stasy hat sich ab 1986 in Deutschland
als Droge mit dem sanften Kick in der Discoszene
verbreitet, insbesondere im Zusammenhang mit der
Technowelle. Bereits 13jährige nehmen die
Pillen, um lange Disconächte durchzuhalten, die
meisten Konsumenten sind zwischen 18 und 25.
Gesundheitliche Folgen bei regelmäßigem
Gebrauch sind Depressionen, Schlafstörungen,
Nervosität, Nie-renschmerzen und wahrscheinlich
auch Hirnschä-digungen. Die ersten Todesopfer
gab es bei uns im Frühjahr und Sommer 1995.
- Während vor dem zweiten Weltkrieg Drogensucht
vor allem bei Medizinern und Apothekern
verbreitet war, findet sich die Mehrzahl der
Süchtigen heute unter Jugendlichen. Die meisten
von ihnen stammen aus zerrütteten
Familienverhältnissen. Sie waren überwiegend
verständnislosen und rigiden
Erziehungs-maßnahmen ausgesetzt. Sie suchen
frühzeitig den Anschluß an eine Szenekultur, in
der mit Drogen experimentiert wird. Die
alterstypische Experimentierfreude und Neugier
fördert das Ausprobieren. Doch auch
normale" Kids greifen zu Drogen, wenn
sie mit einer bestimmten Szene in Berührung
kommen. Sich den Stoff zu beschaffen, stellt die
Teenager selten vor Probleme. Die üblichen
Aufklärungs-kampagnen nehmen auf die
tatsächlichen Befindlichkeiten der
Heranwachsenden wenig Rücksicht. Hanisch und
Hermanns berichteten in ihrem Buch Kampf um
die Seele" von einer Befragung bei
Gymnasiasten. 55 Prozent von ihnen waren
neugierig zu erfahren, wie Drogen auf sie wirken.
Als bei einer gründlichen Aufklärungsaktion
alle Risiken des Drogenkonsums detailgetreu
geschildert wurden, wollten hinterher gar 64
Prozent die Drogen probieren.
- Verfügbarkeit der Droge und die Vorbildwirkung
der Gruppe sind entscheidend, ob tatsächlich ein
Versuch mit dem Rausch-gift gemacht wird. Mit dem
einen Versuch kann bereits die Abhängigkeit
eingetreten sein. Die Schritte zum Entzug sind
die gleichen wie beim Alkoholismus. Zuerst muß
der Süchtige gezwungen werden, seine
Abhängigkeit einzugestehen. Das ist einerseits
leichter als beim Trinker, weil der Süchtige
sich seine Abhängigkeit längst selbst
eingestanden hat, andererseits aber schwerer, da
er sich meist von allen sozialen Kontakten
außerhalb seiner Szene abkapselt und die
strafrechtlichen Folgen des Drogenkonsums
fürchtet. Die Erfolgsaussichten sind am
größten, wenn der Süchtige mit seiner
Subkultur bricht und von sich aus Hilfe sucht.
Nicht wenige Suchtkranke entschließen sich erst
dann zu einem Entzug, wenn sie durch eine
Haftstrafe ernsthaft in Schwierigkeiten geraten
sind. Die Zahl der Klinik-plätze ist weitaus
geringer als die Zahl der Süchtigen, aller-dings
ist es auch möglich, außerhalb der Klinik den
Entzug erfolgreich zu beenden meist indem
der behandelnde Arzt die Ersatzdroge Methadon
verabreicht. Methadon ist wie Heroin ein Opiat,
hat aber nicht seine euphorisch machende Wirkung.
Es verhindert die Entzugserscheinungen, die beim
Absetzen von Heroin auftreten. Da Methadon selbst
süchtig macht, muß es nach einigen Wochen
allmählich reduziert werden.
- Seit wenigen Jahren wird ein neues
Anti-Drogen-Medikament mit Namen Naltrexon
angewendet, das in einer Art Roßkur - begleitet
von schweren Krämpfen, Bewußtseinsverlust,
Einnässen und Einkoten - einen Entzug binnen
weniger Tage ermöglicht. Es wirkt bei Opiaten
also Heroin und muß nach erfolgtem
Entzug alle drei Tage neu eingenommen werden. Da
viele Abhängige sich daran nicht halten, sind
psychothera-peutische Betreuung und enge soziale
Kontakte unabdingbar. Gegen psychische
Abhän-gigkeit (zum Beispiel bei Kokain) hilft
manchmal, ein stärkere Belohnung in Aussicht zu
stellen, als die Droge sie bietet. In den USA
bekamen Süchtige, die bei jedem Urintest
kokainfrei waren, mehr Geld. Zwei Drittel blieben
auf diese Weise ein halbes Jahr drogenfrei,
während bei einer herkömmlichen Thera-pie die
gleiche Anzahl Entziehender nach sechs Wochen
bereits wieder rück-fällig wurde.
- Da nur eine kleine Minderheit Drogensüchtiger
auf Dauer clean wird, kommt es sehr auf das
soziale Umfeld an, ob eine Entzug gelingt. Das
sind insbesondere:
- · Kontaktabbruch zur Drogenszene
- · geregeltes Erwerbsleben
- · stabile soziale Bindungen, insbesondere eine
stabile Partnerschaft.
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- Beratungsstellen, die bei Drogenproblemen helfen,
finden Sie in Ihrem Telefonbuch unter
Jugend- und Drogenbera-tungs-stelle",
Psychosoziale Beratungsstelle" oder
Sucht-bera-tungsstelle". Da ärztliche
Schweigepflicht besteht, kann sich ein Süchtiger
an einen Arzt wenden, ohne für seine bisherige
Drogenbeschaffung unmittelbare strafrechtliche
Konsequenzen fürchten zu müssen. Wie bei
anderen Problemen kennen auch hier die
Telefonseelsorge und die Gesundheitsämter
Adressen und Telefonnummern von Beratungsstellen
in Ihrer Nähe. Von 10 bis 22 Uhr können Sie
außerdem jeden Tag das Info-Telefon der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
anrufen (0221/892031).
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