|
- Frauen sind mindestens
dreimal so häufig von Wetterfühligkeit
betroffen wie Männer
wahrscheinlich aus hormonellen Gründen.
Dabei streßt uns nicht das Wetter an
sich, sondern es sind die Klimaänderungen,
die uns zu schaffen machen. Das dies
keine bloße Einbildung ist, läßt sich
sogar an den Statistiken der Kriminal-
und Verkehrspolizei nachweisen. Legt man
die durchschnittliche Unfallhäufigkeit
zugrunde, steigt die Zahl der Unfälle
bei aufziehendem Gewitter um 7,6 Prozent
und bei einem Wechsel von kühlem zu
feuchtwarmem Wetter um 9,2 Prozent. Bein
Föhnwetterlagen werden vor Gericht
Gutachter herangezogen zu der Frage, ob
das Wetter Gewalttätigkeiten begünstigt
hat. Wenn ja, spricht das im Zweifelsfall
für den Angeklagten.
- Klimaänderungen sind ein
Streßfaktor. Dabei wirken naturgegebene
Änderungen wie Feuchtigkeit, Luftdruck,
Temperatur oder UV-Strahlung mit solchen
Faktoren zusammen, die der Mensch erzeugt
hat (Smog, erhöhte Strahlenbelastung).
Der Körper paßt sich automatisch an die
Klimafaktoren an. Verändern sich diese,
muß der Körper seine Anpassungswerte
umstellen.
- Die Körpertemperatur
erhöht sich beispielsweise durch Weiten
der Blutgefäße. Wird es draußen sehr
warm, muß der Körper folglich die
Blutgefäße verengen, um seine innere
Temperatur bei etwa 37 Grad zu halten.
Die Veränderung des Durchmessers der
Adern und Venen beeinflußt aber nicht
nur die Körpertemperatur, sondern auch
den Blutdruck und ist verantwortlich für
bestimmte Arten von Kopfschmerzen. Ist
das Wetter stärker als das körperliche
Anpassungsvermögen, können echte
Krankheitssymptome (wie Fieber)
auftreten.
Ähnliche Regulierungsfaktoren reagieren
innerlich auf veränderten Luftdruck und
-feuchtigkeit. Die Umstellung
besonders, wenn sie schnell erfolgt
wirkt wie ein zusätzlicher
Stressor. Das Nervensystem meldet die
Anstrengung an das Gehirn weiter. Dann
empfinden wir schlechte Laune, sind
reizbar, werden müde, bekommen
Kopfschmerzen, Schwindelanfälle oder
können nachts nicht gut schlafen
Folgen, wie sie auch von anderen
Streßfaktoren bekannt sind.
|
|
Ist der Körper ohnehin schon
empfindlich, zum Beispiel wegen einer Allergie oder einer
Krankheit (Diabetes, Rheuma, Asthma), ist der
Wetterumschwung eine zusätzliche Belastung. Manchmal
wird eine besondere Sensibilität, die unter normalen
Umständen unbemerkt bleibt, durch Wetteränderungen erst
deutlich fühlbar, zum Beispiel eine Neigung zu
Blutdruckschwankungen oder Migräne. Dann handelt es sich
um Zeitgenossen, deren inneres Barometer
zuverlässiger funktioniert als die Wettervorhersagen
meteorologischer Stationen mit einem Millionenbudget.
- Bekannt sind etwa Rheumatiker,
deren Gelenke stärker schmerzen, sobald ein
Gewitter naht. Bei einer solchen Wetterlage
steigt die elektrische Ladung der Atmosphäre an,
weil die Luftteilchen der warmen und kalten
Schichten aneinanderreiben und sich dabei
aufladen. Indirekt steigern diese Ladungen den
Ausstoß des Nervenbotenstoffes Serotonin, der
unter anderem die Schmerzempfindlichkeit
steigert.
- Andere Klimaänderungen und ihre
Auswirkung auf den Körper sind:
- Kälteeinbruch: Die Adern und
Venen verengen sich. Die Folge: der Blutdruck
steigt. Menschen mit ohnehin hohem Blutdruck sind
gefährdet. Infarkte, Thrombosen, Schlaganfälle
werden wahrscheinlicher. Wer niedrigen Blutdruck
hat, fühlt sich dagegen besser.
- Starke Erwärmung und Schwüle:
Adern und Venen erweitern sich. Wer an niedrigem
Blutdruck leidet, muß mit Kopfschmerzen und
Schwindel rechnen, denn das Herz muß in der
gleichen Zeit mehr Blut durch den Körper pumpen
als vorher. Ausdauertraining beugt diesen
Beschwerden vor. Menschen mit hohem Blutdruck
fühlen sich dagegen oft besser als sonst.
- Föhn: Es handelt sich um
trockenen, warmen Wind, der von den Bergen ins
Tal weht. Er veranlaßt die Nebennierenrinde,
vermehrt Adrenalin auszustoßen, ein Hormon, das
Puls und Blutdruck erhöht. (Adrenalin wird auch
bei Streß ausgestoßen und soll den Körper
eigentlich bei Gefahr für eine Flucht
aktivieren.) Die Folge sind typische
Streßsymptome wie Konzentrationsmängel,
Kopfschmerzen, Gereiztheit. Manche Menschen mit
einer Veranlagung für eine endogene Depression
(siehe unseren Beitrag Depression in
der vorigen Ausgabe des EGONet) profitieren
dagegen von einer Föhnwetterlage. Der
Adrenalinausstoß verbessert ihre Stimmung, sie
fühlen sich angeregt, ja sogar high.
- Wetterfühligkeit ist kein
Schicksal, sondern ein Hinweis darauf, daß unser
Körper Schwierigkeiten hat, mit Belastungen
fertig zu werden. Wir verbringen zuviel Zeit in
dem künstlichen, gleichmäßigen Klima unserer
Wohnungen und Büros. So wie Muskeln und Ausdauer
trainiert werden müssen, wenn der Körper eine
bestimmte Leistung erbringen soll, sinkt auch die
Klimatoleranz unter Stubenhockerbedingungen.
Ständig 22 Grad und trockene Luft wir
reduzieren Umweltschwankungen auf ein Minimum.
- Wer seinen Körper Veränderungen
aussetzt, wird seine Wetterfühligkeit
verringern. Als besonders wirksame Vorbeugung
haben sich erwiesen:
- Wechselwarmes Duschen: Zwei
Minuten bei Körpertemperatur (knapp 37 Grad) und
anschließend 15 bis 20 Sekunden mit kaltem
Wasser duschen. Drei Durchgänge, mit kaltem
Wasser abschließen. Anschließend mit dem
Handtuch die Haut ordentlich abrubbeln. Am besten
eine Bürstenmassage anschließen: kreisende
Bewegungen auf der Haut Richtung Herz.
- Bewegung an der frischen Luft.
Sport ist ideal, aber auch halbstündige
Spaziergänge, bei denen Sie ordentlich
ausschreiten, bringen einen guten Effekt.
Wichtig: Nicht bei Sonne, sondern auch, wenn
regnet, stürmt oder schneit.
- Sauna: Wer regelmäßig einmal pro
Woche das komplette zweistündige Saunaprogramm
durchzieht, wird bald keine Probleme mehr mit
Wetteränderungen haben.
|