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- Migräne durch Nüsse,
Asthma durch Äpfel das kann doch
nur Einbildung sein! Leider nicht. Für
Millionen von Menschen folgt dem kurzen
Genuß eine lange Reue. Die Mundschleimhäute
fangen an zu jucken, es brennt auf der
Zunge, Hautausschlag, Übelkeit,
Kopfschmerzen und Atemnot stellen sich
ein. Das Immunsystem, das uns vor schädlichen
Viren und Umweltgiften schützen soll,
wendet sich auf einmal gegen harmlose, ja
sogar gesunde Nahrungsmittel. Zu den häufigsten
allergieauslösenden Naturprodukten zählen:
Äpfel, Bananen, Bohnen, Eier, Erbsen,
Erdbeeren, Fisch, Hefe, Käse, Kiwis,
Mehl, Milch, Möhren, Muscheln, Sellerie,
Tomaten.
- Besonders schwer hat es,
wer einen Grundstoff nicht verträgt, der
in vielen Lebensmitteln enthalten ist.
Zum Beispiel ähnliche Eiweiße. Wer
gegen Birkenpollen empfindlich ist, muß
sich auch vor Nüssen und Äpfeln in acht
nehmen.
- Der beste Rat ist, die
allergenen Stoffe zu meiden. Leider sind
viele versteckt in künstlichen
Lebensmittel vertreten. Wer weiß schon,
welche Eiweiße er einkauft, wenn er eine
fertige Salatsauce erwirbt? Oder in
welchen Kuchen Nüsse kleingeheckselt
verarbeitet werden?
- Eine weitere Gefahr bilden
Mangelkrankheiten. Wer etwa Milchprodukte
nicht verträgt und versucht, im
Alleigang alles Milchartige (also auch Käse,
Joghurt usw.) zu meiden, muß sich möglicherweise
bald mit den Folgen von Kalziummangel
oder Mangel an Vitamin D herumschlagen.
Osteoporose und andere Mangelerkankungen
drohen. Ein Diätplan sollte daher immer
mit einem Arzt abgestimmt werden.
- Wie kommt es überhaupt zu
Allergien? Wie schon gesagt, reagiert das
Immunsystem überempfindlich auf ungefährliche
Substanzen, die von den Immunzellen wie
gefährliche Gifte bekämpft werden. Das
geschieht in zwei Schritten. Zunächst fängt
der Körper scheinbar ohne Grund an, bei
einem Kontakt mit einer harmlosen
Substanz Immunglobuline zu bilden. Das
sind Eiweißstoffe, die die körperfremde
Substanz neutralisieren. Solche Antikörper
entstehen auch, wenn etwa Grippeviren
oder Bakterien in die Blutbahn gelangen.
Dieser erste Schritt bleibt unbemerkt.
- Doch damit ist das
Immunsystem gegen die fragliche Substanz
sensibilisiert. Bei einem zweiten Kontakt
bricht die Allergie aus. Mit Hilfe der
Immunglobuline beginnt der Körper die
fremde Substnaz zu bekämpfen. Was wir
als Allergie wahrnehmen, sind die Folgen
des Kampfes ähnlich wie bei einer
Fiebererkrankung.
- Praktisch kann alles
Allergien auslösen. Neben
Nahrungsmitteln sind Überempfindlichkeiten
gegen Pollen, Hautschuppen und Haare von
Haustieren. Holzstaub, Insektengifte,
aber auch Kosmetik, Kleider, Medikamente
und Schmuck bekannt.
- Bis vor wenigen
Jahrzehnten was das eine eher seltene Störung:
Heute sind allein in Deutschland 27
Millionen Menschen betroffen. Tendenz:
weiter steigend. Neue Allergieformen
treten auf. Zum Beispiel Elektroallergie.
Die Betroffenen reagieren mit
Augenbrennen, Kopfschmerzen und Atemnot
auf Mobiltelefone, Neonlicht und
Computermonitore. Der Grund für diese
rasante Zunahme liegt (ähnlich wie bei
der Wetterfühligkeit, siehe unseren
Beitrag in EGONet 5/99) in unsere
abgeschirmten Lebensweise. Wir setzen uns
und unsere Kinder kaum noch natürlichen
Umweltreizen aus. Dadurch fehlt unserem
Immunsystem das notwendige Training, um
wirkungsvoll zwischen gefährlichen und
harmlosen Umweltreizen zu unterscheiden.
Es schlägt gegen jeden stärkeren Reiz
zurück. Neuere medizinische Studien
belegen, daß vor allem gut behütete
Einzelkinder aus Familien mit hohem
Hygienestandard überdurchschnittlich gefährdet
sind, später an Allergien zu erkranken.
Daß Kinder gern in Pfützen planschen
und sich von oben bis unten mit Matsch
einschmieren, scheint also eine wichtige
Funktion für die gesunde Immunabwehr zu
haben.
- Viele Allergien sind
schwer nachzuweisen, vor allem, wenn auf
ausgefallene Substanzen empfindlich
regiert wird oder umgekehrt auf
Stoffe, die sich so gut wie überall
finden. Manchmal glauben auch die
Betroffenen selbst nicht, daß sie
allergisch regieren. Wenn Beschwerden häufig
zu bestimmten Zeiten, an bestimmten Orten
oder in Zusammenhang mit bestimmten
Verhaltensweisen auftreten, könnte es
sich um eine Allergie handeln.
Schniefnase, Atemnot, Kopfschmerzen
viele führen das auf Überarbeitung,
eine gerade grassierende Grippewelle oder
mangelnde Abhärtung zurück. Dabei kann
den Betroffenen häufig wirksam geholfen
werden. Nicht selten genügen kleine Veränderungen
in der Lebensweise, um auf Dauer
beschwerdefrei zu leben. Der Hausarzt (oder
in schwierigen Fällen speziell
ausgebildete Allergologen) wird mit Hilfe
einer Reihe von Reaktionsprüfungen
versuchen, die allergieauslösende
Substanz festzustellen. Bis jetzt wird
meist der Patient selbst getestet. Ein
neues Diagnoseverfahren, entwickelt von
dem Schweriner Professor Dr. Hans-Jürgen
Reimann, begnügt sich mit einer
millimetergroßen Gewebeprobe, die
stellvertretend für den Menschen im
Labor getestet wird. Die Therapie ist
meist eine Kombination aus Ernährungsplan
und Medikamenten.
- In den letzten Jahren
machte die Medizin auf dem Gebiet der
Allergiebehandlung erhebliche
Fortschritte. Dies sind die wichtigsten
neuen Therapien:
- Allergie-Impfung (Immuntherapie):
Durch Spritzen wird der Reizstoff in
langsam wachsenden Konzentrationen zugeführt,
bis sich das Immunsystem an den Stoff gewöhnt
hat und ihn nicht mehr als Gift bekämpft.
Nachteil: Die Wirkung dieser Therapie
zeigt sich oft erst nach Jahren. Aber das
ein Großteil der Allergiker nach drei
bis sechs Jahren ganz oder wenigstens
teilweise wieder beschwerdefrei sein wird,
ist für viele eine große Hoffnung.
- Antihistaminika:
Medikamente, die die Wirkung eines
Zellbotenstoffes blockieren, der für die
unangenehmen Symptome während der
Immunabwehr verantwortlich ist. Die neuen
Präparate wirken schneller und haben
kaum noch Nebenwirkungen.
- Leukotrinehemmer: Sie
stoppen ebenfalls Botenstoffe, die
insbesondere bei asthmatischen Reaktionen
beteiligt sind.
- Immunglobulin-E-Hemmer:
Das sind Medikamente, die die allergische
Reaktion schon im Vorfeld stoppen sollen.
Sie befinden sich noch in der Erprobung
und werden erst in drei bis vier Jahren
auf den Markt gelangen.
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