Die Umfrage eines großen
Meinungsforschungsinstitutes lieferte vor einigen Jahren
eine handfeste Überraschung. 35 Prozent der Männer,
jedoch 50 Prozent der Frauen wollen lieber unter einem männlichen
Chef arbeiten! Einige von ihnen würden sogar lieber
kündigen, als die Weisungen einer Chefin zu befolgen.
Woher kommt das? Frauen kommen mit Frauen solange gut aus,
wie sie Gleiche unter Gleichen sind. Dann unterstützen
sie einander, tauschen ihre Dienste bei Bedarf und genießen
den kollegialen Klatsch und Tratsch. Sobald es aber um professionellen
Aufstieg geht oder eben um das Verhältnis zu einer
Vorgesetzten kommt die Rivalität ins Spiel. Während
Männer regelrecht aufblühen, wenn sie miteinander
in Wettbewerb treten, verwandeln sich Frauen schnell in
Feindinnen. Freundschaft und verschiedene berufliche Pflichten
bzw. Privilegien sind für sie schwer auf längere
Zeit ohne Reibereien unter einen Hut zu bringen.
Frauen sind in mancher Hinsicht bessere Chefs als ihre
männlichen Kollegen. Das wies erstmals 1997 eine US-Studie
zweifelsfrei nach. Überlegen waren sie in folgenden
Bereichen:
Sie beteiligten Mitarbeiter stärker an der Entscheidungsfindung.
Sie waren pünktlicher, zuverlässiger und leiteten
Informationen schneller weiter.
Sie besaßen ein besseres Gespür für neue
Trends.
Sie konnten die Stärken und Schwächen ihrer Mitarbeiter
besser einschätzen.
Sie verteilen nicht nur Aufgaben, sondern bemühen
sich auch um menschliche Führung.
Sie motivieren besser.
Sie behalten bei komplexen Problemen leichter den Überblick.
Aber auch Männer haben ihre Vorzüge als Chef.
Zum Beispiel:
Da sie im Schnitt größer und kräftiger
sind und mit tieferer Stimme sprechen, strahlen sie leichter
über ihre Körpersprache Dominanz aus.
Sie ersparen sich zeitraubende Diskussionen, indem sie
stärker ihre Rechte, die ihnen die Hierarchie einräumt,
ausnutzen. Das ist ein Vorteil bei einfach strukturierten
Aufgaben, die über 80 Prozent der betrieblichen Aufgaben
ausmachen. Bei komplexen Aufgaben ist dagegen der weibliche
Stil von Vorteil.
Sie haben ein stärkeres Durchsetzungsvermögen,
halten leichter Widerspruch aus, sind nicht harmoniesüchtig.
Sie treffen klarere Entscheidungen, sagen öfter "ich
will" statt "könnten wir nicht".
Da sie nicht über Gefühle reden, bieten sie weniger
Angriffsfläche.
Sie werden leichter mit Stress fertig und können Frust,
wenn etwas nicht klappt, schneller verwinden.
Zu berücksichtigen ist dabei, daß Männer
für ihre Chefrolle viele Vorbilder haben, vom herrisch-verschlagenen
Caesar bis zu medienwirksamen Staatschefs der Gegenwart.
Da Frauen anders führen als Männer, wäre
es ein Eigentor, wenn sie männliche Vorbilder imitieren
wollten. Sie müssen oft im Alleingang herausfinden,
wie sie sich am besten in ungewohnten Position behaupten.
Trainer für Führungskräfte empfehlen Frauen
in Führungspositionen unter anderem:
Spielen Sie Ihre Stärken voll aus. Dazu gehören
vor allem soziale Kompetenz, ganzheitliches Denken und menschliches
Einfühlungsvermögen.
Versuchen Sie Ihre hierarchische Position nicht herunterzuspielen.
Geben Sie nicht zuviel von Ihren Gefühlen preis. Mitarbeiter
suchen gern nach menschlichen Schwächen ihrer Chefs,
um sie zu gegebener Zeit auszunutzen.
Holen Sie ruhig die Meinungen Ihrer Mitarbeiter ein, aber
behalten Sie sich die letzte Entscheidung vor.
Zeigen Sie deutlich, was Sie können und was Sie leisten.
Männer haben auch keine Probleme, mit ihren Erfolgen
zu prahlen.
Männer können Ihre Stärken als Vorgesetzte
besser ausspielen, wenn sie sich vom weiblichen Führungsstil
einige Qualitäten abgucken. Dazu gehört vor allem
die Fähigkeit zuzuhören und Verständnis für
die menschlichen Probleme der Mitarbeiter.